In der Fremde sprechen die Bäume arabisch

In der Fremde sprechen die Bäume arabisch

Dass in der Schweiz gewandert wird, versteht der junge Iraker Usama nicht. Als ihm die Tante seines Mitbewohners Bilal im Asylheim von ihrer Leidenschaft erzählt, sucht er vergeblich nach einem Wort für «wandern» auf Arabisch. «Es war für mich unbegreiflich zu hören, dass die Leute in der Schweiz einfach so zu Fuss gehen – in den Wäldern, Bergen, Tälern, auf schwierigen Wegen, um einfach nur zu wandern.»

Zwischen der Schweiz und dem Irak, zwischen seiner Familie und seinem neuen Leben, zwischen der deutschen und der arabischen Sprache versucht er sich zurechtzufinden. Als sein kleiner Bruder Ali spurlos verschwindet und man von seinem Tod ausgehen muss, kann Usama nur über schlechte Telefonverbindungen und Briefe mit seiner Familie im Irak kommunizieren.

So einsam und leer dieser Raum zwischen den Welten für ihn ist, so ermöglicht er auch die Entdeckung neuer Räume. Im Wald findet Usama einen Raum, der ihm so etwas wie eine Heimat bietet, die er in der Schweiz (noch) nicht gefunden hat, und die er im Irak nicht (mehr) hat. Auf langen Spaziergängen erkundet Usama seine Vergangenheit im Irak und setzt sich mit seiner Zukunft in der Schweiz auseinander.

Dem Autor gelingt es, in einer einfachen Sprache Grosses anzusprechen, ohne das Kleine aus den Augen zu verlieren. Die Rückblenden in die irakische Kindheit, Episoden aus dem Familienleben sowie lustige und traurige Anekdoten aus dem Leben eines Fremden in der Schweiz verleihen dem Roman gleichzeitig Wärme und Leichtigkeit.

 

«In der Fremde sprechen die Bäume arabisch» umfasst 192 Seiten und wiegt 265 Gramm.

 

Martina Keller arbeitet bei den Solothurner Literaturtagen und organisiert Sofalesungen in Winterthur.

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