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Page Blanche von Eveline Cantieni, Geduld, 2020.
Warten. Nur einen Moment, bis eintrifft, was erwartet wird. Doch was tun, wenn dieser Moment länger dauert? Sich in Geduld üben? Was, wenn gar nicht absehbar ist, wann der Moment da ist? Warten, bis sinnbildlich der Geduldsfaden reisst? In Eveline Cantienis Installation «Geduld» sind die «Geduldsfäden» aus Sonnenschutznetz, einem robusten Material, das nicht so leicht kaputtgeht. Die Künstlerin hat die überdimensional grossen Fäden mit Kleiderbügeln an Garderobenständern aufgehängt. Wie in einer Maschine oder einem System seien die Fäden eingespannt, erklärt Eveline Cantieni. Doch die Ordnung geht über in einen wilden Haufen, die Fäden liegen ineinander verheddert und verknüpft am Boden – und symbolisieren so die Ungeduld.
Die Installation «Geduld» entstand 2020 für den Kunstkasten am Katharina-Sulzer-Platz. Diesen Herbst konnte die Winterthurerin sie noch einmal im Rahmen der Ausstellung «Neu aufgespult: Gegenwartskunst im Dialog mit Spitzenklöppeln» im Haus zur Glocke in Steckborn ausstellen. In vielen ihrer Arbeiten ist der Bezug zum Textilhandwerk da, die Fäden sind ein wiederkehrendes Motiv. Auch die Geschichte ist ein wichtiger Fundus für ihre Werke. Dabei fällt auf, dass sie die Dimensionen der Dinge gerne verfremdet: «Die Dinge aus der Nähe und gleichzeitig aus der Ferne zu betrachten, schärft den Blick, lässt uns unsere Sehgewohnheiten hinterfragen. Damit spiele ich in meiner Kunst», sagt Eveline Cantieni.
Text: Sandra Biberstein
