Cover: Lara Thomann

Page Blanche von Jake Gideon, ohne Titel, 2022 

Manchmal ist es ein kurzer Moment, den Jake Gideon instinktiv festhalten möchte, manchmal wartet er, bis die einzelnen Elemente in dem, was er vor sich sieht – ein Auto, das über die Strasse fährt, der Wind, der eine Fahne flattern lässt, das Sonnenlicht, das ein paar Zentimeter wandert – zusammenkommen, zusammenfinden, ein Bild ergeben. Jake zitiert im Gespräch diesbezüglich den Fotografen Henri Cartier-Bresson, der vom «decisive moment», vom entscheidenden Augenblick, sprach: von dem Moment, in dem alles, was sich bewegt, eine Komposition, eine Balance im Bild ergibt. Diese gelte es mittels der Fotografie einzufangen.

Mit seiner Fotografie versucht Jake, seine eigene Perspektive auf die Welt weiterzugeben. Besonders am Herzen liegen ihm dabei «die Pausen im Alltag» – die vielen kleinen Momente, die eher leise, gewöhnlich, unauffällig sind, und die in der Regel in Vergessenheit geraten, wenn sie nicht irgendwie festgehalten werden. Jake hat in seinem Alltag deshalb – nebst seinem iPhone – immer eine seiner sechs Analogkameras mit dabei, oftmals eine Olympus XA oder eine Minox 35 EL aus dem Jahr 1971, eine kleine analoge Taschenkamera, mit der er auch das Bild auf der Page Blanche aufgenommen hat. Nebst dem, dass ihm die Farben und die Materialität des Filmes gefallen, sei es auch die beim Fotografieren eintretende Entschleunigung, die ihm entspreche. Auf Film zu fotografieren bewirke, dass er sich vermehrt auf die Bildkomposition konzentriere, alle Details beachte, berichtet der Autodidakt.

Aufgenommen wurde das Bild übrigens am Vierwaldstättersee. Von dieser Szene hat der Wahl-Winterthurer einige Aufnahmen gemacht, diese jedoch sei seine liebste – Jake gefällt daran vor allem das Licht, das durch das Fenster kommt, und die Manderinen, der See im Hintergrund.

Text: Aleks Sekanić