Im Fokus des Werks von Sarah Hablützel und Karko Mijatovic steht die Frage, wie sich gesellschaftliche Ereignisse in den individuellen Körper einschreiben. In ihrer Cover-Reihe zeigen sie Porträts von Jugendlichen. Was werden ihre Körper von der Pandemie, der Isolation, dem geänderten Umgang erinnern?

Page Blanche von Oliver Brunko, Steine unter Wasser, 2021

Grünlich schimmert das Licht im Wasser, bricht sich an kleinsten mineralischen Partikeln und umhüllt die zwei Steine mit einer geheimnisvollen Aura. Woher diese wohl kommen? Welche Wege haben sie zurückgelegt? Und wie lange liegen sie schon hier am Grund der Maggia? Die Fotografie von Oliver Brunko ist eine Momentaufnahme, sie offenbart uns einen Augenblick im Dasein zweier Findlinge. Zu sehen ist dabei nicht nur die Beschaffenheit der Steine und des Wassers, sondern auch das Bildrauschen der Kamera, Spuren von Staub, die den Steinen als Objekten eine ganz eigene Präsenz verleihen. Sie wirken der Zeit entrückt, einer Zeit, die für uns Menschen an sich nicht fassbar ist. Wo werden die Steine in ein paar tausend Jahren sein? Was wird auf das Anthropozän folgen? Und wie werden neue Eiszeiten und Gletscher die Landschaft geformt haben?

Als Maschinenbauer hat sich Oliver Brunko lange mit Materialforschung beschäftigt, nun befasst er sich im Master Transdisziplinarität an der Zürcher Hochschule der Künste sowohl mit naturwissenschaftlichen als auch mit ästhetischen Fragen. In seiner künstlerischen Praxis setzt sich der Winterthurer mit der zeitlichen, räumlichen und visuellen Wahrnehmung unserer Um- und Mitwelt auseinander: Er fragt dabei nicht nur, wie wir uns als Menschen im Raum und in der Zeit verorten, sondern auch, was es bedeutet, dass wir mittels Fotoapparaten, Videokameras und Aufnahmegeräten die Welt festhalten. Wie kommt ein Bild zustande? Wie können wir Materialien und Soundsphären, die wir in unserer Umgebung vorfinden, durch andere Anordnungen oder auch Übersetzungen der Bild- und Klangaufzeichnungen von ebendiesen Materialen und Soundsphären neu und anders wahrnehmen? Und wie können wir uns in Beziehung zu ihnen denken?

Text: Sandra Biberstein