Der Streetfood-Hype ist in Winterthur angekommen

Dieses Wochenende wurden in der Halle 52 Gaumenfreuden aus aller Welt geboten. Das lockte über 9000 Besucher an die ersten Streetfood-Days in Winterthur.

Salziges, Süsses, Saures und Scharfes in allen erdenklichen Variationen an über 50 Essenstände; dazu Drinks an den Bars und Live-Musik – von Freitag bis Sonntag fanden in Winterthur zum ersten Mal die Streetfood-Days statt. Über 9000 Besucher pilgerten in die alte Industriehalle, in der sich Seite an Seite japanische Desserts, venezolanische Arepas oder jemenitische Teigrollen präsentierten und die Geschmäcker aus aller Welt sich dampfend aus den einzelnen Food-Trucks herausschlängelten, um sich schliesslich an der Decke der hohen Industriehalle zu vereinen. Der Streetfood-Hype, so scheint, ist damit auch in Winterthur angekommen.

«Zürich hat viel Vorarbeit geleistet»

Initiant Oliver Oetjen ist zufrieden. Die Erwartungen an die Besucherzahlen wurden sogar leicht übertroffen. Das Feedback, das er erhalten habe, sei durchwegs positiv. Besonders gut angekommen sei die Kombination von Essen mit den Live-Konzerten. Oetjen weiss, dass der Erfolg nicht zuletzt auch auf dem der Zürcher Organisatoren des Streetfood Festivals beruht. «Zürich hat viel Vorarbeit geleistet. Trotzdem war es Zeit, dass sowas auch in der Kulturstadt Winterthur stattfindet und nicht nur in Zürich bleibt.»

Die Ambitionen bleiben aber bescheiden: Die Winterthurer Streetfood-Days sind deutlich kleiner ausgefallen – mit Absicht. Die Organisatoren erhofften sich eine persönlichere Atmosphäre. Und was die Zuschauer dabei besonders gefreut haben dürfte: Die Menschenschlangen an den Ständen waren um einiges kürzer.

 

Keine Spur von Übersättigug

Sogenannte Foodfestivals erfahren derzeit einen landesweiten Hype. Das Prinzip ist immer dasselbe: Verschiedene Ess-Stände bieten Spezialitäten aus der ganzen Welt an und bereiten sie meist frisch vor den Augen der Kunden zu. Allein in Zürich fanden 2015 vier Streetfood-Festivals statt, die sich allesamt grösster Beliebtheit erfreuten. Auch in anderen Schweizer Städten wie Luzern oder Solothurn lockten die Köstlichkeiten tausende von Besuchern an. Dass der Markt übersättigt ist, glaubt Oliver Oetjen nicht. «Jeder Anlass dieser Art entwickelt seinen eigenen Charme. Ausserdem ist das Interesse an innovativen, kreativen Foodprofis, welche sich immer neu präsentieren nach wie vor sehr gross.»

 

Unökologischer Grossanlass?

Immer wieder kontrovers diskutiert wird der Abfall, der bei solchen Events entsteht. Das Thema «Foodwaste», also die Verschwendung von Lebensmitteln, beschäftigt. Auch hier dürfte Zürich als Vorreiter fungiert haben: Nachdem die Dolder Eisbahn nach dem Streetfood Festival einer Müllhalde glich, versprachen die Zürcher Organisatoren Besserung. Das hat auch die Standbetreiber in Winterthur sensibilisiert. Die meisten hätten nicht wahllos Ware bestellt, sondern sich auf eine sinnvolle Menge beschränkt, wie ein Standbesitzer erklärt: «Was ausgeht, bieten wir dann halt nicht mehr an. Dafür haben die Besucher genug Verständnis. Was trotzdem übrig bleibt, teilen wir unter den Standbesitzern auf oder bringen es den Familien mit nach Hause.» Auch die Organisatoren waren bemüht, den Abfallberg so klein wie möglich zu halten. So wurde etwa bei den Getränken auf Glas mit Depot und PET-System gesetzt. Zukünftig kann man sich auch vorstellen, auf Mehrweggeschirr zu setzen.

Die Streetfood-Days finden bereits kommendes Wochenende wieder statt. Vom 6. bis 8. November können Feinschmecker in der Landihalle in Uster schlemmen. Die Chancen stehen gut, dass die Kulinarik-Veranstaltung in Winterthur auch nächstes Jahr wieder stattfinden wird. Allerdings muss zuerst wieder ein geeigneter Ort gefunden werden, da die Halle 52 in Winterthur nur noch bis im Frühjahr 2016 nutzbar ist.

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