Auf einen Liberokaffee

mit Adrienne Krysl

Die FCW-Frauen stecken mitten in der Saisonvorbereitung mit dem Ziel, wieder in die Nationalliga B aufzusteigen. Worauf achtest du als Trainerin in dieser wichtigen Vorbereitungsphase besonders?

AK: Ich lege vor allem Wert auf die menschliche Entwicklung. Die Spielerinnen sollen lernen, in die eigenen Stärken zu vertrauen und an diesen zu arbeiten. Wir sind seit 2016 als Team zusammen. Da lohnt es sich, mal zurückzublicken. Ich mache zum Beispiel Fotos von Events und stelle sie zweimal im Jahr zusammen, damit die Spielerinnen sehen, was sie alles erreicht haben. Ich will eine Trainerin sein, die zwar einen Rahmen vorgibt, bei der sich die Spielerinnen aber auch entfalten können und lernen, Verantwortung zu übernehmen. Damit Technik und Taktik im eigentlichen Spiel klappen, muss die zwischenmenschliche Grundlage solide sein. Da gibt es so viele unterschiedliche Charaktere, die man erst als Individuen stärken muss, damit die Gruppe funktioniert.

Für den Zusammenhalt im Team veranstaltet ihr diesen Monat ja auch ein Trainingslager.

AK: Genau. Zum ersten Mal sind in diesem Jahr auch unser U15-Nachwuchsteam und die A-Juniorinnen mit dabei. Insgesamt reisen wir zu achtzigst nach Portugal. Wir be-suchen das Sportcamp des Vereins Sporting Lissabon, die ein Team von Profi-Fussballerinnen haben. Auch hier sind das Zusammensein und die Weiterentwicklung wesentlich. Seit 2016 nehme ich in jedes Trainingslager das gleiche Tagebuch mit. Das wird dann unter den Spielerinnen weitergegeben, mit dem Ziel, einen möglichst tollen Eintrag zu erstellen. So entstehen viele interne Witze und Erinnerungen, die bleiben und zusammenschweissen. Natürlich feilen wir auch an unserer Physis, Technik und Taktik. 

Was müssen deine Spielerinnen individuell mitbringen, damit der gemeinsame Erfolg erzielt wird?

AK: Damit die Spielerinnen zum sportlichen Ziel kommen, brauchen sie Demut, Vertrauen, Toleranz, Teamfähigkeit und den Willen, dranzubleiben. Es mag ein Klischee sein, doch wir Frauen hängen uns oft daran auf, was wir nicht können. Das muss sich ändern. Ich wünsche mir, dass mehr Frauen den Mut haben, für ihre Talente einzustehen.

Was bedeutet der Frauenfussball für dich persönlich?

AK: Er hat mich sozialisiert. Ich war selbst Spielerin, kenne das Handwerk und die Schattenseiten. Auf Sarah Akanjis Anfrage hin kam ich 2016 als Trainerin zum FCW. Wir spielten früher gemeinsam in St. Gallen und haben darüber gesprochen, etwas in Winti aufzuziehen, da es keine Frauenmannschaft auf hohem Niveau gab. Als sie die FCW Frauen gründete, hat sie mich ins Boot geholt. Vor fünf Jahren habe ich die Ausbildung zur Expertin/Instruktorin absolviert. Es bereitet mir Freude, in der Trainer*innenausbildung tätig zu sein. Trotzdem stimmt es mich nachdenklich, dass ich die erste Frau mit diesem Diplom im Kanton Zürich bin. Der Fussball muss mehr Mut haben, alle möglichen Menschen zu inkludieren.