Auf eine Karaffe Wasser

mit Kinoleitungsassistent Marius Kuhn

Wir sitzen im Betriebsbüro des Kino Cameo. Hier plant ihr, was jeweils im Kino am Lagerplatz läuft. Meistens sind es Arthouse-Filme. Für den Herbst habt ihr euch etwas Neues ausgedacht und zwar das Projekt «Jugend macht Kino». Fühlt ihr euch alt, oder wieso sollen jetzt die Jungen euren Job übernehmen?

MK: (schmunzelt) Nein, das ist natürlich nicht die Idee, dass sie unseren Job machen. Uns ist es wichtig, mehr Jugendliche zu uns ins Kino zu locken. Und wir wissen, dass man die Jugendlichen vor allem damit begeistern kann, wenn man mit ihnen etwas macht – statt ihnen ein fertiges Programm vorzusetzen. Deswegen suchen wir jetzt nach einem Format, in dem wir partizipativ mit ihnen zusammen ein Filmprogramm gestalten können. Ich glaube, so können wir die Jugendlichen erreichen und vor allem auch wieder für die Filmkultur begeistern. Und uns macht die Zusammenarbeit auch grossen Spass.

 

An wen richtet sich das Projekt?

MK: An 12- bis 14-Jährige*. Das Projekt sollte alle Schichten erreichen. Wir werden die Jugendlichen hauptsächlich über die Orte abzuholen versuchen, an denen sie ihre Freizeit erleben und ausleben – also explizit nicht über die Schulen. Wir arbeiten mit Jugendarbeiter*innen zusammen, holen uns dort Feedback und versuchen bestehende Strukturen zu integrieren.

 

Ihr wollt also nicht, dass das Projekt einen schulischen Charakter hat?

MK: Genau. Wir wollen die Jugendlichen wirklich in ihrer Freizeit abholen, bei den Themen, die sie interessieren, die ihren Alltag prägen – und dann gemeinsam mit ihnen ein Filmprogramm kreieren.

 

Wie bezieht ihr die Jugendlichen konkret mit ein?

MK: Wir wollen den Jugendlichen nicht Aufgaben vorgeben, die sie dann umsetzen, sondern, mit ihnen gemeinsam Themen besprechen, die sie beschäftigen. Auf dieser Basis werden wir die Filmauswahl treffen und das Rahmenprogramm organisieren. Sie sind also von Anfang an beim Auswahlprozess beteiligt und können sich so stark involvieren, wie sie wollen und Lust dazu haben.

 

Warum ist es wichtig, die Jugendlichen an den Arthouse-Film heranzuführen? Spricht der mit seinen Qualitäten nicht für sich?

MK: Die Kulturvermittlung kann nicht mehr darauf vertrauen, dass man ein Kulturangebot zusammenstellt, das dann einfach konsumiert wird. Das heisst, die Art und Weise, wie wir das Filmangebot gerade jüngeren Menschen näherbringen, ist wichtig. Corona hat zudem auch vieles verschärft, also den Medienkonsum mehr ins Private und auf kleinere Screens verlagert. Bei den internationalen Streaminganbietern wird hauptsächlich Mainstream angeboten und dazu an den meisten Orten mehr oder weniger dasselbe. Deswegen verstehen wir es als unsere Aufgabe, die Vielfalt des Kinos zu präsentieren und den Jugendlichen näher zu bringen – eine Gruppe, in der wir viel Potenzial sehen und für die diese Art von Kino etwas Wichtiges und Cooles sein kann.