Sirāt

Luis reist mit seinem zwölfjährigen Sohn in die marokkanische Wüste zu einem Rave, wo er seine ältere Tochter zu finden hofft. Als der Rave vom Militär im Rahmen politischer Unruhen aufgelöst wird, schliessen sich die beiden einer kleinen Gruppe an, die sich durch die Wüste zur nächsten Party nahe Mauretanien durchschlagen will. Es ist der Beginn eines unberechenbaren und tödlichen Roadtrips.Das arabische Wort Sirāt bedeutet so viel wie die hauchdünne Brücke, die über die Hölle führt und über die die Verstorbenen gehen müssen, um ins Paradies zu gelangen. Selten war ein Filmtitel so zutreffend, denn der Weg, auf dem das Roadmovie seine Figuren führt, verläuft tatsächlich auf Messers Schneide. Óliver Laxe’ bislang radikalster Film ist schonungsloses Kino als Grenzerfahrung – mit hypnotischen Beats, immersiven Klängen und bildgewaltigen Landschaftsaufnahmen.«Der Film ‹Sirāt› ist ein verstörendes Meisterwerk, das unsere moralische Intuition unterläuft. Ja, dieser Film ist grausam. Er spielt nahezu sadistisch mit den Empfindungen des Zuschauers, aber das hat eine künstlerische Würde, die fast in Vergessenheit geraten ist – es geht nicht um etwas Aufbauendes, sondern um eine Wahrheit, mag sie auch niederziehend sein. Denn das ist die Pointe des Films: Der Mensch, der nicht nur vor sich hindämmert, sondern zum wirklichen Leben erwacht – der wird auch wirklich sterben. Und wer überlebt, der hat beim Sterben der anderen zugesehen – und überlebt versehrt. Daran ist nichts gut oder schlecht zu finden, es ist einfach so.» (Jens Jessen, Die Zeit, 14.8.25)