«The Neighbors’ Window» erzählt in knapp 20 Minuten von einem Jahr im Leben einer Frau. Die Zuschauenden treffen sie beinahe ausschliesslich im selben Raum an: im Wohnzimmer der Familienwohnung. Doch dann zieht nebenan ein junges Paar ein, das unverfroren ihr (Sex-)Leben lebt. Deren Alltag beobachtet die dreifache Vollzeitmutter durch das Fenster, als wäre es ein Film. Anfänglich genervter Voyeurismus verwandelt sich in Faszination, in Neid und letztlich in Obsession. Die Protagonistin vernachlässigt ihr eigenes Leben, verbringt die meiste Zeit im Wohnzimmer, gebannt vom Geschehen gegenüber. Doch es sind die drastischen Veränderungen im Leben der Nachbarn, die schlussendlich zur Wendung führen.
Marshall Currys Fiktion-Debüt, mit dem er den Academy Award für den besten Kurzfilm gewann, ist berührend und augenöffnend zugleich. Er erzählt leise, beobachtend und unangenehm real vom scheinbar Alltäglichen. Dabei stupst er die Zuschauenden sanft an, um selbst einmal das eigene Leben von aussen zu betrachten. Denn das Gras auf der anderen Seite mag zwar grüner erscheinen, doch geht es dem Gegenüber nicht genauso?
Der Kurzfilm “The Neighbors’ Window” ist gratis auf Youtube verfügbar.
Alessia Albizzati liebt alles rund um den Film, ob hinter der Kamera oder vor dem Fernseher.











