The Birds (USA 1963)

The Birds (USA 1963)

«Die Vögel», ein Film für … Ornithologiefans, Liebespaare, Ökoaktivist:innen? Ein bisschen für alle. Wenn man so will – ein Film für die ganze Familie!

«Die Vögel», ein Film für … Ornithologiefans, Liebespaare, Ökoaktivist:innen? Ein bisschen für alle. Wenn man so will – ein Film für die ganze Familie! Das fashionable City Girl Melanie Daniels, das für seine Streiche und Eskapaden bekannt ist, trifft in einer Tierhandlung auf den ländlich aufrichtigen Anzugträger Mitch Brenner. Um Melanie einen Schluck ihrer eigenen Medizin kosten zu lassen, spielt Mitch ihr einen Streich. Um es Mitch wiederum heimzuzahlen, fährt Melanie ihm ins idyllische Bodega Bay nach. Dort kommt alles anders als geplant. Ohne ersichtlichen Grund beginnen Vogelscharen Leute zu attackieren. Das Hafenstädtchen versinkt im Terror. Melanie und Mitch bleibt nichts anderes übrig, als sich ineinander zu verlieben – was ist schon romantischer, als von einem Schwarm terroristischer Vögel bedroht zu werden! Klingt albern. Tatsächlich aber gibt der Film der alten literarischen Tradition vom Vogel als Symbol der Liebe einen genialen Twist.

Ein erstes Mal wird es durch zwei «Lovebirds» im goldenen Käfig aufgegriffen. Melanie kauft sie zu Beginn des Films, um sie Mitchs kleiner Schwester zu schenken. Bald aber ist das harmonische Vogelpaar umgeben von lauernden Vogelschwärmen, die sich bereits durch eine kleine Unruhe in ein gefährliches Gestöber verwandeln können. Das klare Begehren, in dem eine Zweierbeziehung gründet (das eingesperrte Lovebird-Paar), versetzt Hitchcock in eine Welt, in der es von einem Begehren umgeben ist, das sich aus hunderten Teilbegehren zusammensetzt, die autonom sind und doch eine Massendynamik entfalten können (der Schwarm). Die Vogelsymbolik erscheint also als Opposition zwischen gezähmtem Begehren und wilden Begehren – die lauern, auffliegen, flattern, niederpreschen, hacken, Scheiben zerschlagen, Häuser verwüsten, Menschenmassen bewegen.

In einer Zeit, in der das klassische Ehemodell aufgrund seiner christlich-patriarchalen Tradition, seinem impliziten Fortpflanzungsimperativ und seiner staatlich-rechtlichen Privilegierung hinterfragt wird; in einer Zeit, in der nicht nur queere, sondern allgemein mehr Menschen auf der Suche nach anderen Begehrensstrukturen sind; in einer Zeit, in der andere Weisen, Familien zu bilden, aufkommen … in dieser Zeit gewinnt Hitchcocks Klassiker an Aktualität, weil er die Komplexität und Dynamik des Begehrens denkbar macht. Doch der Film hat seine Grenzen. Konservativ am Horror von «Die Vögel» ist sicherlich, dass er das Lovebirds-Modell als ein harmonisches gegenüber der äusserlichen Schwarmbedrohung darstellt. Progressiv an diesem Horror bleibt, dass er an den weiten Himmel der schwärmenden Vögel erinnert. Ein Himmel, in dem die Liebe sich anders organisieren lässt – trotz all der Gefahren, die immer auch zum Flug gehören.

Ausleihinfo:

Dieses subversive Machwerk Hitchcocks ist in unserer wunderbaren kleinen Stadtbibliothek erhältlich unter CLASSIC VOEGEL # DVD_1462

Julius Schmidt mag Filme und schwärmt in Gedanken gern mit den Mauerseglern und Schwalben umher.

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