Herzlos. Vom Monteur, der für SULZER in die Welt zog

Herzlos. Vom Monteur, der für SULZER in die Welt zog

Wer sich mit der Geschichte der Firma Sulzer befasst, findet fast nur die Perspektive der Firmenleitung.

Die Winterthurerin Rosmarie Schoop bietet mit ihrem dritten Roman «Herzlos» eine erfrischende Ergänzung dazu in Form einer fiktionalisierten Version ihrer Familiengeschichte. Im Zentrum steht dabei ein Sulzer-Monteur, der beim Warten eines Zweitakt-Motors in einem Salpeterwerk in der chilenischen Atacamawüste seine Frau kennenlernt.

Aufgewachsen ist Rosmarie Schoop als Sulzer-Kind in einer firmeneigenen Siedlung aus den 1960er-Jahren im Mattenbachquartier. «Mein Vater hat mich manchmal ins Büro mitgenommen, und als ich fünf Jahre alt war, gingen wir als Familie auf eine Montage-Reise nach Ibiza», erzählt sie. Sie erlebte den Stolz der Arbeiterschaft, aber auch deren Leiden beim Niedergang der «Sulzere». Mit der zunehmenden Globalisierung sei die Identifikation mit der Firma verloren gegangen. Der Niedergang der einst so ruhmreichen Dieselmotorenproduktion werde heute als Misserfolg gesehen, deshalb werde kaum mehr über das Thema gesprochen. «Ich möchte, dass an die einstige Erfolgsgeschichte der Sulzer-Dieselmotoren erinnert wird. Dazu gehört auch deren unrühmliches Ende», beschreibt Schoop die Motivation für ihr Buch. Ihr Vater habe immer bedauert, dass es kein Sulzer-Museum gäbe, um diese Geschichte zu erzählen. «Immerhin gibt es jetzt mein Buch», sagt Schoop und schmunzelt. «Ich sehe es auch als Vermächtnis an meine Geburtsstadt.»

Die Romanform wählte sie, weil sie selbst gerne historische Romane liest. «Man kann auf diese Art viel lernen, ohne ein Sachbuch lesen zu müssen», sagt die Autorin. Für das historische Gerüst und die Anekdoten aus dem Fabrikleben greift sie sowohl auf Erfahrungen und Erzählungen ehemaliger Sulzeraner zurück, als auch auf einen reichen Materialfundus – unter anderem Sulzer-Interna und Jubiläumsschriften – von ihrem Vater und Grossvater. Mit feinfühligem Humor und einer Mischung aus Leichtfüssigkeit und Ernsthaftigkeit gestaltet die studierte Sprachwissenschaftlerin eine Art literarisches Tagebuch, gegliedert in wohlproportionierte Kapitel. Dabei bewegt sie sich zwischen zwei Welten: der Arbeiterstadt Winterthur und dem chilenischen Salpeterwerk Maria Elena. Sie erzählt vom Kampf der Arbeiterbewegungen in den beiden Ländern, von historischen Persönlichkeiten wie Salvador Allende und James Schwarzenbach und den Auswirkungen des Neoliberalismus auf das Leben der Menschen im Zeitalter der zunehmenden Globalisierung. Geschickt verwebt sie dabei Unternehmens-, Migrations- und Liebesgeschichte zu einer Sulzer-Geschichte «von unten».

«Herzlos. Vom Monteur, der für SULZER in die Welt zog» umfasst 363 Seiten und wiegt 600 Gramm.

Miguel Garcia beschäftigt sich als Historiker mit der Geschichte Winterthurs und versucht, diese an ein breites Publikum zu vermitteln.

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