Du hast noch nie von «The Fall» gehört? Dann lass dir gesagt sein, dass das wirklich heisse Ware ist! In Bern, im Inselspital, bricht eine hochansteckende Krankheit aus. Wir flüchten mit einem Vater und seinen beiden halbwüchsigen Kindern in die Alpen. Entkommen wir dem tödlichen Virus? Wie ist es um die Solidarität der Flüchtenden untereinander bestellt? Sind wir im Überlebenskampf uns selber am nächsten und ist jede Begegnung zuerst einmal lebensgefährlich? Jared Muralt zeigt uns unser Land und unsere Mitmenschen von einer neuen, verstörenden, aber auch herzerwärmenden Seite. Bisher tut er das in neun Heften und wir warten sehnsüchtig auf das zehnte Kapitel des Comics, das elfte, das zwölfte ...
Aber der Berner Autor und Zeichner dieser international ausgezeichneten Wunderreihe brauchte eine Pause vom Ernst seiner Welt. Aber gerne! Wer braucht das denn nicht mal zwischendurch? Und Jared verbringt seine Zeit offenbar auch in den Pausen nicht tatenlos. Nein. Anstatt dass wir endlich river-raftend den flüchtenden Seeländern hinterherjagen können, erreichte uns im vergangenen November ein neues Wunderwerk des Grossmeisters: «Buglands – Schwarze Wespe».
Ist das unser Planet? Ein Paralleluniversum? Oder aber eine ferne Zukunft? Landschaften und Maschinen sind ähnlich wie unsere. (Muralts Landschaften sind hier wie dort zum tief Eintauchen!) Die Menschen könnten unserem Freundeskreis entsprungen sein. Wasser scheint ein rares Gut zu sein, aber man hat sich arrangiert. Nur – die Insekten! In den Buglands sind sie grösser, viel grösser! Es sind Haustiere, Nutztiere, sie lassen sich zähmen und für alltägliche Arbeiten einsetzen. Schon einmal auf einer Gottesanbeterin geritten? Sieht jedenfalls ganz bequem aus. Wilde Insekten gibt es natürlich auch, und auch diese sind so gross wie Katzen – oder wie Pferde ... Ich leide ja nicht an Entomophobie, aber das ist nun wirklich starker Tobak!
Wir begleiten die Insektenforscherin Adèle in ihr Heimatdorf, ein verschlafenes Nest mitten in der Wüste. Erst dort erfährt sie, dass sie hergelockt worden ist wegen der Sichtung einer schwarzen Wespe. Man muss die Zoologie dieser neuen Welt nicht studiert haben, um zu verstehen, dass das nicht gut ist. Gar nicht gut.
Horizonterweiternd, angenehm gruselig, gesellschaftskritisch: gewohnte Muralt-Qualität. Das Warten auf die Fortsetzung vom Ende der hiesigen Welt wurde uns mit einer Geschichte aus der Zukunft einer anderen versüsst. «Schwarze Wespe» ist eine in sich geschlossene Geschichte. Aber die 1 auf dem Buchrücken lässt uns auf weitere Kapitel aus dieser wunderbar skurrilen Welt hoffen.
«Buglands – Schwarze Wespe» umfasst 60 Seiten und wiegt 558 Gramm.
Agi Schnyder ist Frau Zappa Doing. Sie liebt gute Geschichten und bunte Bildchen.