Das Lamento zu den Sparmassnahmen der Stadt Winterthur

«Vor kurzem erhielten wir einen Brief der Stadt Winterthur. Darin wurde uns eine Mietpreiserhöhung für unseren Proberaum angekündigt. Statt 350 Franken zahlen wir künftig 618 Franken pro Monat. Der letzte Absatz lautet: «Auf Grund des Sparauftrages des Grossen Gemeinderates müssen wir die Mietzinsbasis = Mietpreis/Quadratmeter anpassen... » Die Proberäume von mehreren Winterthurer Musikerinnen und Musikern sind also – wie vieles anderes – «Objekte» der «Balance»-Sparmassnahmen der Stadt Winterthur geworden. Allerdings betrachten wir die Begründung und den Ansatz dieser Massnahme als fragwürdig.

 Besonders die Rhetorik in der Begründung dieser Massnahme ist nicht stichhaltig. Die Stadt Winterthur hat schlecht gewirtschaftet und muss nun sparen. Eine Mietzinserhöhung bedeutet aber keine Einsparung, sondern bedient vor allem die Ertragsseite. Es ist nicht so, dass uns die Stadt bisher mit der Miete von 350 Franken für einen feuchten, schimmligen Probekeller, den wir nur zu Randzeiten benutzen dürfen, unterstützt hätte. Die Miete kann – mit etwas gutem Willen – gerade mal als angemessen betrachtet werden. Für die plötzliche Mietzinserhöhung um 77 Prozent erwarten wir daher eine sehr gute Begründung, die auch seitens des Mieterschutzverbandes als unproblematisch erachtet werden kann. 

Zu den geplanten Einsparungen von 30 Millionen im Haushaltsbudget 2015 tragen wir Musikerinnen und Musiker 0.01 Prozent bei. Hochgerechnet auf alle Einwohnerinnen und Einwohner Winterthurs hätten wir damit die Finanzprobleme definitiv gelöst. Aber: Einige der Proberaumbenutzer schlagen sich als selbstständige Musikerinnen und Musiker mit einem Jahreseinkommen von maximal 30'000 Franken durch. Ist es da tatsächlich sinnvoll, Winterthurs Finanzprobleme auf deren Kosten lösen zu wollen? Und wie soll eigentlich eine junge Band die Mietpreiserhöhung bewältigen? Nicht jedes junge Talent hat Eltern oder Mäzene, die für seine Karriere einfach so Geld hinblättern.

Tatsächlich wird der Proberaum seit 17 Jahren von mehreren Bands benutzt: The Cheekbones, Slartybartfast, Transmartha, Papst & Abstinenzler, Hero Brothers, Baby Halbstark, Kabel, Kid Ikarus, Homestories, Luca Little, Rita Hey und noch viele mehr übten oder proben noch immer dort drin. Zusammen haben diese Bands wohl schon über 1000 Konzerte auf dem Buckel, aber auch hunderttausende Stunden Arbeit, Blut, Schweiss und Tränen investiert. Hunderte von Konzertbesucherinnen, Radiohörenden und Musikliebhaberinnen und -liebhaber in der ganzen Schweiz und im Ausland haben Freude an der Musik, die in Winterthur entsteht.

Trotzdem können wir immer noch von Glück reden, wenn wir nach Konzerten – inklusive zehn Stunden Hinfahrt, Aufbau, Soundcheck, Konzert, Abbau und zehn Stunden Rückfahrt – mit einem Hunderter pro Person nach Hause gehen. Wenn ein Musiker an einem Abend mehr verdient als der Barkeeper oder der Tontechniker, ist das schon aussergewöhnlich. Ein Lob oder Dankeschön erwartet deswegen niemand von uns. Aber immerhin die Stadt könnte uns den nötigen Respekt entgegenbringen, uns nicht als Kuh zu betrachten, die man gäbig melken kann, sondern bei fairen Mieten bleiben. Denn auch wir tragen zur  Kultur von Winterthur etwas bei.

Von unserer Arbeit als Musikerinnen und Musiker bleibt finanziell gesehen also nur selten etwas übrig. Dinge wie Mietkosten, Promotionsarbeit, Grafik, Booking, Fahrzeug- und Tonstudiomiete und Instrumente bleiben immense Aufwendungen, die wir privat bezahlen. Unsere Ausgaben könnten auch als Sponsoring von Kulturgut gesehen werden. Tatsächlich aber müssen wir das Musikmachen eher als zeitaufwändiges Hobby betrachten, das nie genug abwerfen wird, um davon zu leben. Ein Investment ohne ein Zurück, ein Loch ohne Boden. Für Deinen Anteil an der Misere – danke Winterthur!

 

Nico Feer – Baby Jail, Papst & Abstinenzler, Kabel, Slartybartfast, Cheekbonians, Baby Halbstark, Splätterlitheater, u.a.

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