Sie sind eröffnet! (MFW 2022)

Sie sind eröffnet! (MFW 2022)

Die Musikfestwochen 2022 sind eröffnet. Das Coucou heisst sie willkommen!

Die Couchstimmung

«I wanna wake up to the sound of flip-flops» – dieser Satz schallt mir entgegen, noch bevor ich die Eingangskontrolle nähe Obertor passiert habe. Anna Erhard, die kurzfristig für Katy J Pearson eingesprungen ist, spielt auf der Steibi-Bühne. Der Mittwoch startet gemütlich. Gitarrenklänge, weiche Stimmen, moderates Tempo. Ein Auftakt eben. Couchstimmung bei runterkühlenden 27 Grad – und den Rest der Woche soll es so bleiben, behaupten zumindest die Wetterfrösche. Allerdings: ganz Couchstimmung ist nicht, dafür ist es zu windig. Und so jagt die Geruchsmixtur aus weissem Bierschaum, blauem Zigirauch, Parfüm – jener unsichtbare Schmuck in tausend Farben – und paprikarot gewürztem Essen in fast motion durch die Rezeptoren meiner Nase, während heitere Gesichter, alternative Klamotten und die riesigen, knallbunten Ohrschützer auf den Köpfen von Kindern an mir vorbeiziehen. Uhh, Em-Ef-We!

 

Die Horde

Es dauert eine Weile, bis mein Hirn all die Gerüche, Augenblicke und Sounds prozessiert hat. Als es fertig ist, macht sich schon die zweite Band Jeremias für ihren Auftritt bereit. Ich treffe unsere Redaktionsleitung Sandra Biberstein, die schon den ganzen Tag in der Steibi ist. Sie erzählt mir, dass die riesige Traube Teenies, die vor der Hauptbühne in der ersten Reihe am Gitter klemmt, seit drei Uhr Mittags hier ist. Und ja, als der erste Song ertönt, schiessen Reminiszenzen an Boyband-Konzerte – die ich natürlich nur aus dem Fernsehen und nicht aus eigener Erfahrung kenne – in mein Gedächtnis. Bei den ersten Akkorden schnellen Jubelschreie empor. Sorry, Backi-Boys, ihr seid passé, ebenso *NSYNC und … ääh … take that, Take That. Mit gegelten Haaren und aufgeknöpften Hemden, die die Sicht freigeben auf eingeölte Waschbrettbäuche, lockt man heute keine Schreie mehr aus Teenie-Kehlen. Heutzutage ziehen funky Gitarren, 80th-Synthie-Klänge und ein Frontsänger im schwarzen Tanktop mit Soap-Opera-Lyrics.

 

Die Besessenen

Während die Schreie in der Steibi noch nicht verhallt sind, beginnt auf dem Kirchplatz schon Teke::Teke zu spielen. Eine Band, die definitiv jetzt schon eine Anwärterin ist für die verrückteste Band der MFW 2022. Ihr Name spielt auf eine Grossstadtlegende an: auf den «Teketeke», den Rachegeist eines Schulmädchens, das aus Versehen – oder beabsichtigt, das ist nicht ganz klar –, auf die Gleise fiel und von einem Zug zerteilt wurde. Ihr Sound ist so vielfältig wie der von (ich appelliere an die Kenner:innen) Naked City, allerdings viel organischer, weniger zerstückelt. Während ich die Musik höre, zieht der Duft von verbrennendem Hasch und warmen Crêpes an mir vorbei. Ich weiss nicht, ob ich je die Mischung dieser Gerüche in die Nase bekommen habe. Sie ist so unwahrscheinlich und doch so passend. Genau so unwahrscheinlich passend wie die Kombination aus Surf und Psychedelic Rock mit japanischen Klängen bei Teke::Teke.

 

Die Em-Ef-We

So heben also die Musikfestwochen an. Dieses Jahr wieder in der Steibi und nicht verteilt auf den Musik- und Büelpark wie anno dazumals. Irgendwie fühlt der Ort sich nun seltsam an. Ein wenig eng, ein wenig gedrängt – und man ist so schnell von Punkt A bei Punkt B. Also von der Steibi auf dem Kirchplatz und wieder zurück. Aber ich habe ja noch die ganzen restlichen Tage Zeit, mich an den Ort (wieder) zu gewöhnen.

 

 

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