Alles scheint perfekt, wären da nicht das Vorstandsmitglied Sidney J. Mussburger, der Barnes Aufstieg von Anfang an mit perfiden Hintergedanken orchestrierte, sowie die ehrgeizige Journalistin Amy Archer, die Barnes ebenfalls für ihren grossen medialen Coup instrumentalisiert. Barnes selbst realisiert zunächst nichts von den Machenschaften, gefällt sich bestens in der Rolle des Wirtschaftstycoons und überrascht alle mit einer genialen Idee, die jegliche verschwörerischen Pläne ausser Kraft setzt.
Das Kino Cameo zeigt in der Reihe «Postmoderne und Pastiche: The Coen Brothers» vier Filme der beiden Filmemacher. «The Hudsucker Proxy» eignet sich am besten zum Einstieg: Ein Film mit unzähligen Anspielungen auf verschiedene Stile des Hollywoodkinos, wobei sich die Coen Brothers nicht an eine bestimmte Epoche halten, sondern verspielt aus ihrem kinematographischen Gedächtnis zitieren. Ihren Hauptfokus legen sie auf die Screwball Comedies der 1940er-Jahre, doch wagen sie genauso Ausflüge zu Hitchcock, Truffaut und möglicherweise Fritz Lang oder Terry Giliam – man weiss es eben nie ganz genau. Die Erzählung kann also so klassisch gar nicht sein, zu verspielt und vielschichtig ist das Werk. Um die ganze Tragweite von «The Hudsucker Proxy» zu erfassen, empfiehlt es sich, die aufgeführten Filme vor dem Kinobesuch zu visionieren. Unterhaltsam und visuell berauschend ist er allemal.
Zu sehen ist «The Hudsucker Proxy» am Freitag 10. Juni um 18 Uhr im Kino Cameo.
Referenzfilme:
«Mr. Deeds Goes to Town» (Frank Capra, USA 1936)
«Bringing Up Baby» (Howard Hawks, USA 1938)
«His Girl Friday» (Howard Hawks, USA 1940)
«Meet John Doe» (Frank Capra, USA 1941)
«The Horn Blows at Midnight» (Raoul Walsh, USA 1945)
«It's a Wonderful Life» (Frank Capra, USA 1946)
«The Big Clock» (John Farrow, USA 1948)
«One, Two, Three» (Billy Wilder, USA 1961)
Weiterführende Literatur:
Gérard Genette, «Palimpseste. Die Literatur auf zweiter Stufe», Frankfurt am Main 1993.
Jörg Schweinitz, «Film und Stereotyp. Eine Herausforderung für das Kino und die Filmtheorie», Berlin 2006.
Giancarlo Corti ist Filmwissenschaftler und Kulturschaffender in Winterthur.