Der mittellose Protagonist «The Boy» (Lloyd) will seiner Freundin ein Leben in Reichtum bieten. Dafür zieht er in die Grossstadt, findet aber leider bloss eine Anstellung als einfacher Verkäufer in einem Warenhaus – einem Hochhaus. Sein Versagen versucht er vor seiner Geliebten zu kaschieren, indem er ihr vorgaukelt, ein erfolgreicher Geschäftsmann zu sein. Zum Beweis schickt er ihr Geschenke, die er sich eigentlich nicht leisten kann. Ein Vorgehen, das in einer Komödie selten erfolgversprechend ist.
So gilt «Safety Last» weniger seiner raffinierten Story als seiner monumentalen Schlusssequenz wegen als ein Klassiker der Filmgeschichte: Um das Auffliegen seiner Lügen zu verhindern, wird Lloyd in der zweiten Hälfte des Films zu irrwitzigen Kletterübungen an der Fassade des Warenhauses gezwungen – aus Gründen, die der Spannung zuliebe hier verschwiegen bleiben. Die anhaltende Faszination für den Film liegt insbesondere in der Inszenierung dieser waghalsigen Einstellungen: Man spürt förmlich, dass das Stunt-Handwerk im Hollywood der 1920er-Jahre quasi ohne Netz und doppelten Boden auskam. Die gewählten Kameraperspektiven und die Länge der Sequenz unterstreichen zusätzlich die durchaus reale Gefahr, der sich Lloyd für die Aufnahmen aussetzte. Noch eindrücklicher sind diese Szenen mit dem Wissen, dass Lloyd bei einer missglückten Trickaufnahme vier Jahre vor «Safety Last» Teile seiner rechten Hand verlor und die Stunts am Hochhaus mit einer Prothese vollführen musste. SUVA-konform war das mitnichten, ein willkommener Kontrast zu den gegenwärtigen CGI-Trick-Wüsten aber allemal.
«Safety Last» ist am Freitag, 3. März um 18 Uhr und am Dienstag, 21. März um 20:15 Uhr im Kino Cameo in einer vertonten Fassung (Musik: Carl Davis, 1989) zu sehen.
Giancarlo Corti ist Filmwissenschaftler und Mitglied der Programmgruppe im Kino Cameo