Musik mit Ausrufezeichen

Musik mit Ausrufezeichen

Molton startet in seine zwölfte Saison und verspricht dabei mit einem isländischen Troubadour, zehnköpfigem HipHop-Brass-Orchester sowie Männerchor intensive Erlebnisse.

«Konzerte, bei denen man sitzt sind doof», sagte so manche 16-jährige Version seiner selbst. Nun, manchmal wird man hoffentlich klüger. Denn sonst verpasst man Molton. Wer schon mal an einem Molton-Konzert im Theater am Gleis war, weiss wovon die Rede ist:  Öfters sitzen die Zuhörer beinahe schon andächtig auf ihren Stühlen und lauschen den Klängen der Bands. Die Konzertreihe überzeugt mit intensiven, unmittelbaren Hörerlebnissen.

Molton hat sich etabliert und gehört mittlerweile zu den Fixpunkten der musikalischen Wintersaison in der Eulachstadt. Das Konzept kommt bei Musiker und Gästen an. Oliver Sigg, der zusammen mit Raffael Suter die Konzertreihe aufgebaut hat, spricht von der «Nacktheit» der Musiker: Konzerte ohne störende Nebengeräusche, im Zentrum die Musik. «Viele Musiker schätzen diese Intensität, das macht für sie die Molton-Konzerte zu einem speziellen Erlebnis.»

Der Troubadour von Island

Am 6. November startet Molton nun in seine zwölfte Saison – mit alten Bekannten und  neu zu Entdeckendem. Den Auftakt macht eine alte Bekannte: Gigi Moto. Sie spielte bereits in der Saison 05/06 im Theater am Gleis, nun kommt die Sängerin mit der rauen, souligen Stimme zurück, im  Gepäck ihr neues Album «Drive me Home». Das Album steht in der Tradition der Singer-Songwriter der 1960er- und 1970er-Jahre. Im Dezember folgt mit The Bianca Story eine weitere Band, welche sich schweizweit einen Namen gemacht hat und mit ihrem letzten Album «Digger» nochmals zulegen konnte. Das Konzert in diesem Rahmen dürfte spannend werden, versteht es die Basler Gruppe mit dem Winterthurer Gitarristen Jonas Wolf  doch hervorragend, grosse Pop-Melodien zu kreieren und diese wieder zu durchbrechen, sowie rockige Wucht mit fragilen Strukturen zu produzieren.

Besonders freut sich Oliver Sigg auf das Konzert von Svavar Knútur. Der isländische Troubadour spielt in der Villa Sträuli, wo Molton jeweils ein Gastkonzert organisiert. Oliver Sigg hatte Svavar Knútur in einem Plattenladen in Konstanz entdeckt, Molton-Helferin Ramona Früh am Airwaves-Festival in Reykjavik – nun konnten sie den sympathischen Isländer mit seiner Gitarre nach Winterthur holen. Svavar Knútur verspricht tatsächlich, eines der Highlights der Wintersaison zu werden: Ein stämmiger Bursche mit klarer, weicher Stimme, welcher es in typischer Island-Attitüde versteht, mit seinen Liedern raue und zugleich unglaublich schöne Landschaften zu zeichnen.

Festival im Februar

Mit Michael von der Heide beehrt ein weiterer Troubadour das Theater am Gleis:  Am Molton-Festival, welches vom 19. bis 21. Februar stattfindet. Neben Michael von der Heide tritt dabei Gus MacGregor auf und ein Highlight verspricht Annakin zu werden: Die Züricherin, in deren Band die beiden My Name is George-Musiker Matthias Kräutli (Schlagzeug) und Daniel Gisler (Tasten) spielen, reist mit Streichorchester und Männerchor an. Bekannt wurde Annakin als Sängerin der Triphop-Band Swandive  – anfangs Jahr veröffentlichte sie nun ihr bereits viertes Soloalbum. «Die Zürcher Electro-Pop Königin» nennt sie Oliver Sigg. Ihre Lieder gewannen im Vergleich zu älteren Alben an Leichtigkeit. Gepaart mit der ihr gleichzeitig eigenen düsteren Klangfarbe und den ineinander fliessenden elektronischen und akustischen Instrumenten passt sie gut in das Molton-Ambiente.

Heldenlieder gibt es dann im März vom Berner Songwriter Trummer, gefolgt von Tinu Heiniger, einem weiteren Charakterkopf der Berner Mundartmusik. Zum Saisonabschluss vergibt das Molton wie immer eine Carte Blanche. Dieses Mal wird das Pullup Orchestra auf der Bühne stehen und dabei gleichzeitig ihre CD taufen. Auf den ersten Blick passen sie nur bedingt in ein Sitz-Konzert im Theater am Gleis: das Pullup Orchestra ist gleichbedeutend mit Tanzen. Im Sommer brachte das zehnköpfige Orchester die Musikfestwochen zum Toben. Gerade diese vermeintlichen Anti-Pole könnten aber interessant werden: «Wir hatten zum Abschluss schon oft solche Bands, die dann für Molton etwas Spezielles machten», sagt Oliver Sigg. Es dürfe zudem zum Saisonabschluss auch ruhig ein bisschen krachen und gefeiert werden.

Der Ton macht die Musik

Die Konzerte kosten jeweils zwischen 18 (Legi) und 28 Franken. Auch wenn die Konzerte jeweils gut besucht sind: finanzierbar sind sie allein mit den Ticketeinnahmen nicht, wie bei vielen anderen Kulturinstitutionen wächst auch bei Molton das Geld nicht auf den Bäumen. «Die Mittel für das Booking sind begrenzt», sagt Oliver Sigg. «Doch die Bands kommen gerne zu uns.» Mit dem Konzept werde ein spezieller Rahmen geboten. Für dieses Jahr arbeiten sie zum Beispiel an einem speziellen Bühnenbild.

Mehreinnahmen könnten grössere Räume bringen. Doch vorstellen kann sich das Oliver Sigg nicht: «Molton lebt gerade von dieser intimen Ambiente, welche das Theater am Gleis bietet.» Die Aussage zeigt, um was es bei Molton geht: Intim, intensiv, direkt – im Zentrum steht die Musik. Oder wie Oliver Sigg es ausdrückt: «C’est le ton qui fait la musique.»  Ein Ton, der bei Molton auch mal leise sein darf – aber immer mit einem Ausrufezeichen versehen.

Konzertreihe Molton

Gigi Moto, am 6. November

The Bianca Story, 11. Dezember

Svavar Knútur, 20. Januar

Molton-Festival vom 19. bis 21. Februar mit Annakin, Michael von der Heide und Gus Mac Gregor

Trummer, 19. März

Tinu Heiniger, 29. März

Pullup Orchestra (Albumtaufe), 16. April

 

jeweils im Theater am Gleis

um 20.15 Uhr

Eintritt: CHF 28/22

www.molton.ch

 

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