Vanja Vukelic: Die Bassistin, die sich die Ohren mit den Zehen zuhält
«Stimmt es, dass einem beim Niesen die Augen rausfallen können, wenn man sie offenhält?», fragt Vanja, die findet, dass ein Sandwich besser ist als nichts. Wer recherchiert findet eine klare Antwort: «Nein.» Allerdings sollte man die Augen trotzdem schliessen beim Niesen, denn sonst könnten sie erheblich beschädigt werden. Die Frau, die ihre Kleider mit dem Haarföhn trocknet, weil der Tumbler des öfteren aussteigt, hat aber auch noch andere Sorgen: «Die Schiffsroute in Winterthur ist leider viel zu wenig erschlossen. Dabei ist das Schiff mein liebstes öffentliches Verkehrsmittel», sagt sie. Aufgrund ihrer kleinen Füsse mit der Schuhgrösse 37 blieb sie schon mehrmals in den Pedalen ihres Fahrrades stecken, weshalb sie nun den ÖV dem Drahtesel vorzieht. Ausserdem besitzt sie gar keine Velovignette – obwohl man eine solche gar nicht braucht, da sie ja bereits vor einigen Jahren «ausgeschafft» wurde. Der Grund weshalb sie gerne einem Rap und Beatboxbattle von Ueli Maurer und Eveline Widmer Schlumpf zuhören würde, ist ein einfacher: «Gestern Abend war Raubtierfütterung, da hab ich auch was abbekommen.» Inwiefern die Antwort mit der Frage zusammenhängt, kommt auf die Fantasie des Lesenden an. Einige konkrete Tipps für den Alltag hat sie dennoch auf Lager: «Wenn man seine Kleider schön aufhängt, braucht man sie nicht zu bügeln.» Oder: «Wenn man die Welt verändern will, sollte man zuerst bei seiner Selbst beginnen.» Diese Aussage entnahm sie dem Kurzgeschichtenbuch ,«Sei wie ein Fluss, der still die Nacht durchströmt» von Paulo Coelho. Musikalisch identifiziert sich Vanja nicht mit «gspürschmi-fühlschmi» Ausdrucksgejaule. Zu Gymizeiten liess sie sich dennoch dazu hinreissen, solch eine Komposition zu singen. «Als ich die Aufnahme davon gehört habe, wusste ich, dass es Zeit ist etwas anständiges zu lernen: E-Bass!»
Marcel Sprenger. Der Sänger, der manchmal kaltes Abendessen zu sich nimmt.
«Am 14.9 um 14:07 Uhr habe ich das letzte Mal gebadet», strahlt Marcel. Ob dies eine Lüge ist, lässt sich nicht eindeutig bestimmen, doch mit seiner philosophischen Aussage: «Alles fliesst», unterstreicht er sogleich die Wichtigkeit des Badewassers in seinem Intervalltrainings-intensiv gefristeten Dasein. Er verrät uns auch, dass er keinen Haarföhn verwendet, obwohl er im Besitz von Haaren ist. Nur ein Scheinwiderspruch, denn obwohl man es kaum glauben kann, überleben die Körperfäden auch ohne warme, geblasene Luft. «Ich runzle meine Stirn, ziehe ein Grimasse, nehme beide Zeigfinger und drücke sie gegen dieses abstehende Ding vor dem Ohrloch, bis es komplett geschlossen ist», erklärt er detailliert, wie er sich die Ohren zuhält. Marcel denkt nicht, dass sich homosexuelle Männer den Hintern besser putzen als ihre heterosexuellen Kumpanen und räumt die Waschmaschine lieber ein als aus. In seinem bisherigen Leben hat er bereits weit mehr als eine halbe Stunde gebügelt und hält somit den Rekord innerhalb der Band. Er hat jetzt gerade Lust auf ein Salat-Ei und findet die alten Griechen cooler als die Römer. Als kleiner Junge sammelte er bereits erste Erfahrungen vor Fernsehpublikum: «Ich war bei 1, 2 oder 3 dabei und war grottenschlecht», erinnert er sich. Diese Schlechtheit kompensiert der singende Musikant jedoch locker mit seiner Stimme, die er allerbestens in Szene zu setzen vermag. Dies beweist er immer wieder an den Konzerten und auch auf dem aktuellen Album «Cenesthesia», welches vor einigen Monaten erschien.
Daniel Eugster. Der Schlagzeuger, der nicht verrät, ob er sich auf Ostern freut.
«Wenn ich die Wahl habe, wähle ich grundsätzlich immer Glacé», sagt der Trommelmann, der seinen rechten Arm oberhalb des Linken platziert, wenn er sich die Arme verschränkt. Wasserrauschen gefällt ihm gut und «Hallo» wertet er als eine philosophische Aussage. Grundsätzlich mag er Intervalle und Griechinnen. Mit der Schuhgrösse 42 bei herkömmlicher Schuhen und sogar Gummistiefeln befindet er sich ganz knapp unter dem Durchschnitt. Bereits seit längerer Zeit hegt er einen Wunsch: «Ich will mal so einen Staubsauger fahren mit Alarmlicht und Klimaanlage.» Der Musikant liebt es, Dinge auszupacken und ist ein Fan von Flip-Flops. «Haha, imfall nicht!», ist seine Antwort auf die Frage, ob er in seinem Leben bereits eine kumulierte halbe Stunde Kleider gebügelt hat. Vor 10 Minuten wurde Eugster gefüttert und hat noch immer Hunger. Mit dem ÖV kommt er von A nach B und wenn er sich einen Namen aussuchen könnte, so würde er gerne «Kürzel» heissen. «Als Mädchen hätte man mich vermutlich «Prinzessin D» getauft. Dies traue ich meinen Eltern durchaus zu», erklärt er. Als grosser Seilbähnli-fan weiss er auch wie es sich anfühlt, zu steigen und zu sinken: «Mein Zimmer ist zu klein für Poster», sagt er traurig. Seine Laune steigt aber sehr schnell wieder, wenn er an sein Instrument denkt. Er habe ein Buch über das Drum-tuning gelesen und ist nun bestens im Bild, wenn es darum geht seinen Trommeln den bestmöglichen Klang zu verleihen.
Beda Mächler. Der Gitarrist, der immer das halbe Alter seiner Schuhgrösse aufweist.
«Der Tag wird kommen, an dem ich meine Haare bügeln werde», kündet er an und trumpft sogleich auch mit einem fabelhaften Allgemeinwissen auf: «Eine Velovignette ist ein radförmiges Stoffabzeichen, das Velofahrer auf der Brust tragen um sich gegenseitig zu erkennen.» Hätte er bei «1, 2 oder 3» mitgemacht, wäre er sicherlich als Sieger auf dem Podest gelandet. Sein Erfolgsrezept dafür ist die Barfüssigkeit. «Ich finde Füsse besser als Schuhe», verkündet er. Man spüre direkt das Atmen des Bodens und das ist gut. Gut findet der, der die Saiten befingert (Engl: string fingering) auch den Herrn Helge Schneider. «Er ist Teil meines Lebens und mein wahrscheinlich grösster Einfluss.» Ein Fluss ist zum Beispiel auch der Nil, aber dies tut hier nichts zur Sache. In vielen Punkten unterscheidet sich Mächler vom durchschnittlichen Erdenbewohner. Ein gutes Beispiel hierfür ist seine Einstellung gegenüber Eiscrème: «Ich hasse Glacé! Ich verstehe es nicht! Es macht nicht satt und man kann nicht beissen.» Ab und an kommt es vor, dass er nüchtern aufwacht, was ihn sehr erfreut. Zudem würde er ein wüstes Gesicht mit Schnauz und zwei primitiven, direkt am Kopf befestigten Beinen als «Humpel» bezeichnen. «Wenn ich ein Mädchen wäre, hätten mich meine Eltern «Killer Queen» genannt«, erzählt er und kratzt sich am Hinterkopf. Dass der Wald im Nebel ist, weiss er ganz genau. Deshalb würde er auch gerne einen Tag lang auf einer Wiese liegen und sich Wolkenbilder ausdenken. «Wieder würde ich der Anziehung des atmenden Bodens verfallen.» Gerne würde er wissen, wie viele Stunden er bereits auf dem Klo verbracht hat, denn sein ausserordentliches Showtalent konnte er bis jetzt nur begrenzt zum Ausdruck bringen. «Wenn ich nicht Gitarre spielen müsste, würde ich wohl singen.» Das Problem daran ist, dass er so gut Gitarre spielt, dass ihm die restlichen Bandmitglieder verbieten, seinem Instrument den Rücken zuzukehren.
Daniel Sprenger. Der Keyboarder, der auf der Suche nach Beauty-Tipps ist.
«Am liebsten würde ich Roooobert heissen. Ich glaube ich wäre weltweit der Einzige mit vier «o»s und das reizt mich schon.» Leider kamen seine Eltern nicht auf diese glorreiche Idee und so teilt er seinen Vornamen mit Daniel Eugster, dem Schlagzeuger der Truppe. Der Tastendrücker, der ganz und gar in Körpergeräusche vernarrt ist, weiss, dass nicht alles Gold ist, was glänzt: «Ich würde Vanja ein Guetsli mit Käsegeschmack schenken, aber ich habe leider keines.» Daniel hat nach seiner Geburt das letzte Mal gebadet und freut sich mächtig auf Hasenbraten, den er in den kommenden Jahren sicherlich einige Male verspeisen wird. (Nicht exakt denselben Braten, sondern verschiedene.) Als Körpergeräusch-Experte weiss er auch, dass man ein Vakuum erzeugen kann, indem man seinen Finger in fremde Bauchnabel steckt und ihn wieder rauszieht. Die Gallier gefallen ihm besser als die alten Römer oder Griechen und er würde lieber Bungee-Jumpen anstatt vor 10'000 Leuten einen schlechten Witz zu reissen. Auch gefallen ihm Froschschenkel, Blockflöten, Pizza und dass der Wald im Nebel ist. Nach 3 bis 4 Bier fühlt er sich gut, nach 11 bis 12 Bier schlecht. Um acht Uhr morgens fährt er regelmässig mit dem Zug von Winterthur nach Zürich und findet dies nicht extrem angenehm. Angenehm ist allerdings sein Tastenspiel, mit welchem er sich in die Ohren der Zuhörer schmiegt.
Neckless wohnen gemeinsam in einer WG in Winterthur. Von den Medien werden sie häufig mit Bands wie Queen oder Muse verglichen. Ihr aktuelles Album heisst «Cenesthesia» und ist unter anderem auf iTunes, cede.ch oder der Bandwebseite erhältlich. www.neckless.ch