Textliche Einsen und Schmusesongs

Textliche Einsen und Schmusesongs

Exklusiv präsentierte Philipp Poisel an den Musikfestwochen sein drittes Album «Mein Amerika» und tanze zum Schluss auf der Bühne «als gäb's kein Morgen mehr».

Friedensreich und schunkelig-romantisch gingen die 42. Musikfestwochen am Sonntag, pflichtbewusst unter dem hellen Sternenhimmel und passend gewählt mit dem deutschen Schmusebarden Philipp Poisel zu Ende. Doch gegen Schluss seines erwartungsgemäss eher ruhigen Konzerts legte die Band richtig zu und die Post ging nochmals ab. Zuvor stellte Philipp Poisel jedoch die melancholische Bekannte zur Schau, die ihn damals grossmachte. Dieses Mal vor allem in Form von Songs aus seinem neuen Album «Mein Amerika», auf das Fans ganze sieben Jahre lang gewartet haben. Das wunderschöne Versprechen «Roman» war dann auch – ganz Poisel-like – genauso wie der Stich-ins-Herz-Abschied «Bis ans Ende der Hölle». Textliche Einsen, mit seiner typisch-nasalen Stimme vorgetragen, bei der man nicht immer alles versteht, aber es auch nicht muss, um ein Gefühl zu transportieren. Markenzeichen, die schon seinen «Ziehpapa» Herbert Grönemeyer, der ihn damals entdeckte, als den einen unter vielen erkennen lassen.

Gut gelernt scheint er jedenfalls zu haben, der Poisel, denn die Scheibe wurde in Nashville aufgenommen und lässt die dortigen Einflüsse erkennen. So klang «San Francisco Nights» losgelöster und beschwingter als ältere traurige Fernweh-Balladen wie «Wo fängt dein Himmel an?». Vielleicht auch, weil hier niemand jemanden vermisst. Neben Backgroundsängerin Luisa Babarro (die übrigens mit Cello und Stimme auch solo erfolgreich unterwegs und absolut hörenswert ist) ertönten dazu rund um den Sänger noch vier weitere weibliche Stimmen. Zwischendurch regnete es immer wieder Hits wie «Mit jedem deiner Fehler», «Bis nach Toulouse» oder «Ich will nur» auf das Publikum herab und manch Päarchen im Publikum nutzte die Gunst der Stunde, sich währenddessen tief in die Augen zu schauen. Doch auch die Tanzwütigen kamen zu fortgeschrittener Stunde nochmals auf ihre Kosten, als Poisel «Als gäb's kein Morgen mehr» für die Zugabe bestimmte und sich spätestens zum Refrain hin «Ich hab getanzt als gäb's kein Morgen mehr» alles auf der Steibi bewegte, was zuvor nur geschunkelt hatte. Ganze zwanzig Minuten dauerte diese Live-Version, die sogar noch mit unerwarteten Techno-Beats von Bandmitglied Florian Ostertag unterlegt wurde. Davor, danach und dazwischen wirbelte Philipp Poisel, dieser ansonsten eigentlich stille Typ, über die Bühne wie ein losgelöster Orkan, hatte kaum noch Luft zum Singen. So, als gäbe es wirklich kein Morgen mehr. Nur noch diesen Moment.

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