Es ist die Blockparty des Winterthurer Plattenlabels «Hinterhaus Records» in der Halle142. Kenner der Winterthurer Produzentenszene wissen: Das Label von Soulfill Franklin (alias Philipp Labhart feiert dieses Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Die Blockparty ist also auch eine Geburtstagsparty Damit aber nicht genug. Der Headliner der Fete, das Pullup Orchestra – Soulfill Franklin ist dort auch Bandleader – dreht hier einen Musikclip.
Der Song «Pull up!» für das Video ist bereits seit einem Jahr im Album «The Brap» veröffentlicht. Der Track wurde zusammen mit Raashan Ahmad produziert, einem Rapper aus San Francisco. Ahmad ist bekannt für seinen Oldschool-Hip-Hop, er sang unter anderem mit Aloe Blacc (I need a Dollar), Ohmega Watts (That Sound), Jurassic 5 (Work it out) oder Miles Bonny (Lumberjack Soul). Einer seiner Songs wurde sogar in die legendäre US-Serie «Breaking Bad» aufgenommen. An der Blockparty war er allerdings nicht persönlich zugegen. Anstelle der Fleisch-und-Blut-Version standen aber verschiedene Röhrenfernseher auf dem Platz, auf die der Rapper projiziert war. So floss dieser dann auch in den Clip mit ein.
Mehr als Musik
«Pullup passiert einfach, es ist ein Lebensgefühl», sagt Soulfill Franklin und füllt drei Becher mit Weisswein, man prostet an. «Deshalb wollten wir auch ein Musikvideo machen, in dem dieses Lebensgefühl zum Vorschein kommt.» Denn die Band macht eindeutig mehr als Musik. Das sieht man schon an der Zusammensetzung des Publikums, denn die Blockparty ist auch ein Mehrgenerationenevent. Von den Kindern über ihre Eltern bis zu den Grosseltern: Für alle ist etwas dabei.
Ihren ganz eigenen Musikstil nennt das Pullup Orchestra «Brap». Unter dem selbst ernannten Genre mischt die Band Hiphop und Blasmusik. MC «Sawmhaa!÷ (alias Samuel Labhart) rappt auf der Bühne zusammen mit Trompeten, Saxophon, Posaune, Sousaphon und vocals von «Mellow Dee» (alias Valérie Maerten), welche die Songs sanft abrunden.
Mittendrin statt nur dabei
Das Pullup hatte bereits prestigeträchtige Auftritte am Openair St. Gallen oder am Jazz Festival in Montreux. Auch dieses Jahr wird die Band wieder auf eine viermonatige Openair-Tour gehen. Trotzdem besinnen sie sich auch zur ihren Wurzeln, der Strassenmusik zurück. «Wir sind gerne nahe bei den Leuten», sagt Franklin. «Von der Stimmung her sind unsere Strassenfestivals nämlich mindestens genauso geil wie die grossen Auftritte.» Auf Tuchfühlung mit ihren Fans ist die Band auch am Drehtag, sogar mitten unter ihnen. Immer mal wieder sieht man eine alte Orchesteruniform unter den Anwesenden.
Bald aber müssen sich die Musiker vor ihrem Publikum sammeln, denn jetzt wird gearbeitet. Die Regie wendet sich an die erschienenen Gäste, erste Anweisungen für den Clip werden gestreut. Auf den Aufruf von Yvonne, der treuen Mitarbeiterin von Soulfill Franklin, haben sich zahlreiche Talente für das Video gemeldet, die in den vergangenen Stunden auf ihren Auftritt vorbereitet wurden. Einrad-Fahrer, Kunstturnerinnen, Breakdancer, Bauchtänzerin und Osterhase stehen bereit. Jetzt geht es an den Dreh. Zum Glück haben die Produzenten auch für durchschnittlich begabtes Publikum etwas eingeplant: Drei simple moves, kreiert zu einer liebevollen Choreo. Schnell die Hotdog-Reste verdrücken und das Bier austrinken, mitmachen ist gefragt.
Die Blockparty in der Halle142 war vieles: Geburtstagsfeier, Konzert, Drehort und Pingpongturnier. Es bleiben Erinnerungen an einen sonnigen Tag mit bestem «Brap», kühlem Bier und einer göttlichen Wurst vom Grill. Und natürlich der Videoclip zum Song «Pull up!», er wird voraussichtlich im April veröffentlicht werden.