«Gut macht ihr das, Jungs», sagt Giella Rossi im Vorbeigehen zu zwei ihrer Mitarbeiter. Man merkt sofort: Das Team ist dieser Frau wichtig. Seit 2007 organisiert die Leiterin des Kulturzentrums mit dem langen schwarzen Haar und der markanten Brille mit rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – fast alle arbeiten Teilzeit – über 3000 Veranstaltungen im Jahr: Konzertreihen, Ausstellungen, Seminare, Workshops und Kochkurse. Oder kurz: Die ganze Vielfalt an Kultur findet in der Alten Kaserne statt.
In die Eulachstadt ist die Halbitalienerin – ihre Grosseltern lernten so gut Deutsch, dass sie ohne Italienisch aufwuchs – 1976 zufällig gekommen. Aufgewachsen in Effretikon, war sie mit einer Stadtzürcherin als Mutter mehr zürich-orientiert. Die Liebe und später der Job zogen sie aber immer wieder nach Winterthur.
An ihrer Arbeit liebt sie die Vielseitigkeit, die unterschiedlichen Menschen und die vielen Gestaltungsmöglichkeiten. So kann sie ihre Neugierde und ihr Gespür für Menschen gut einbringen. Die aufgestellte Kulturmanagerin ist offen für neue Ideen. Oder sie geht selbst auf Personen zu, um bestimmte Ideen umzusetzen. Als sie zum Beispiel Köche für die Veranstaltungsreihe «Kochen und Essen» suchte, sprach Giella eine Frau, die im Bistro der Alten Kaserne die französisch sprechende Spielgruppe suchte, auf ihr Herkunftsland an: «Ich bin ihr nachgerannt und habe sie gefragt, woher sie komme. Es war Trinidad!», erzählt sie lachend. So kochte die Frau im Rahmen der Reihe, bei der Menschen Gerichte aus ihren Heimatländern mit Interessierten zubereiten und im Bistro der Alten Kaserne anbieten. Gerichte aus 116 von 140 Nationen, die in Winterthur leben, wurden bereits gekocht. Besonders stolz ist die engagierte Kulturliebhaberin auf den Erfolg des «24 Stunden Comics», eine jährlich stattfindende Veranstaltung, bei der 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer innerhalb von 24 Stunden einen 24-seitigen Comic zeichnen sollen. Aus diesem Anlass entstand später ein regelmässiges Treffen des Vereins Comic Panel in der Alten Kaserne. «Das wollte ich unbedingt einmal organisieren und es freut mich, dass es so gut angekommen ist», erzählt Giella.
Die 60-Jährige hat vieles ausprobiert und an den verschiedensten Orten gelebt. Sie wohnte in einer grossen WG im Tessin, lebte in Paris, um Französisch und tanzen zu lernen und tingelte mit ihrem damaligen Partner drei Jahre durch die Welt. Dazwischen arbeitete die gelernte Pharma-Assistentin in einem Architekturbüro, führte einen Thai-Spezialitäten-Laden und layoutete anfangs der 1980er-Jahre noch mit Druckplatten die Plakate der Musikfestwochen. «Hätte ich mein Leben geplant, wäre es wahrscheinlich ganz anders verlaufen», sagt sie. Aber sie habe einfach aus jeder Situation etwas zu machen gewusst.
Auch ihre Freizeit verbringt die zweifache Mutter mit Kultur. Sie besucht verschiedene Veranstaltungen – Konzerte und Theater, oder eben: «Alles, was an mich herangetragen wird.» Seitdem ihre Kinder erwachsen sind, hat Giella Zeit dafür und geniesst es. Denn für sie ist Kultur alles, was das Leben bereichert. «Wie das Salz in der Suppe», sagt sie treffend. Entspannen kann sie aber auch in ihrem Garten in Winterthur.
Für Dinge, die ihr wichtig sind, hat sich Giella schon früh stark gemacht. In den 1990er-Jahren in der Schulpflege für Kinderkrippen und -tagesstätten und später durch ihre Arbeit für Toleranz, Solidarität und Offenheit. Als Leiterin des Kulturzentrums, einer städtischen Institution, steht sie viel in der Öffentlichkeit und konnte sich ein grosses Netzwerk aufbauen. So ist es für die starke Frau ein Leichtes, ihre Leidenschaft für alle zugänglich in die Tat umzusetzen.