Thurgauer Schreibkünstlerin

Thurgauer Schreibkünstlerin

Tanja Kummer schreibt und erzählt, mag Winterthur und weibliche Stimmen – und weiss, wieso Most Most heisst.

Tanja Kummer schaut mit hellem Blick in die Welt: Sie nimmt wahr, notiert – und manches fliesst als Kolumne oder als Kurzgeschichte in ihre Arbeit ein. Vor einem Monat ist ihr neuester Kurzgeschichtenband erschienen. Tanja hat früh angefangen mit dem Veröffentlichen. «Ein Glücksfall», sagt die Autorin. «Ich wurde für eine Lyrikanthologie angefragt und die erwies sich als Sprungbrett für mich – Ivo Ledergerber hat  meine Gedichte gelesen und mich in seinen Verlag aufgenommen.» Die Erzählungen und Lyriken, welche sie veröffentlichte, wurden mit diversen Preisen ausgezeichnet. Nun liegt die neueste Perle vor: «Alles Gute aus dem Thurgau» heisst der Kurzgeschichtenband. Gespickt mit Dialogen in waschechtem Thurgauer-Dialekt schreibt Tanja Kummer augenzwinkernd von der möglichen Entstehung von Thurgauer Orten und Dingen. «Wieso der Most Most heisst» erfährt man zum Beispiel. «Aber auch Winterthur kommt im Buch vor», erzählt die gebürtige Frauenfelderin. «In der Geschichte geht es um den Präsidenten des FCW und um die Schützenwiese.» In Winterthur lebt die Schriftstellerin gerne: «Ich schätze, dass ich mich hier auskenne, dass das Kulturangebot zwar gross, aber doch noch übersichtlich ist und dass ich als Spaziergängerin überall schnell an einen Waldrand komme. Den Goldenberg liebe ich.»

Ein Roman ist momentan in Arbeit. «Die Angst» soll er heissen. Der Titel steht, das Veröffentlichungsdatum aber noch nicht. Tanja lacht, als sie darauf angesprochen wird: «Ich werde immer gefragt, wann denn endlich DER Roman erscheine. Aber ich lasse mich nicht hetzen. Da er in der Weihnachstzeit spielt, kommt er auf alle Fälle vor Weihnachten. 2014 – oder dann halt vor Weihnachten 2015.»

Als freischaffende Autorin hat Tanja aber ein zusätzliches Standbein nötig: Einmal pro Woche stellt sie im Sendegefäss «Buch-Tipp» auf SRF 3 ein aktuelles Buch vor. «In der Regel stelle ich einen Roman vor. Mittlerweile sind es auch internationale und übersetzte Bücher, das macht die Auswahl natürlich besonders schwierig.» Angetan haben es ihr vor allem weibliche Erzählstimmen : «Gerne stelle ich eine weibliche Erzählstimme vor. Aus dem südafrikanischen Raum kommen derzeit einige, die aufhorchen lassen.»

Tanja, bei der sich die Bücher den Wänden entlang stapeln, hat Feuer gefangen, sie ist begeistert: «Mir ist aufgefallen, dass die weiblichen Erzählstimmen, nehmen wir nochmals das Beispiel aus Südafrika, den Mut haben, von ihren Lebensumständen zu berichten und es nicht scheuen, sich mit mystischen Bildern zu verbinden. In einer realen Erzählung bewohnt ganz selbstverständlich ein weibliches Wesen einen wachsenden Baum. Diese Verbindung von magischer Belebung der Natur und realem Erzählen interessiert mich extrem.» Ein neuer Ton, der sich im deutschen Sprachraum nicht allzu oft finden lasse.

Seit vier Jahren ist Tanja verheiratet mit dem bildenden Künstler Alex Zwalen, der in Winterthur mit seinen Bildern, die er während Spielen des FC Winterthur live auf der Schützenwiese gemalt hat, und mit seiner Ausstellung «Ansichtssache Winterthur» im Obertor bekannt wurde. Gemeinsam bilden sie das Künstlerduo «alexalexandra». «Wir sind ein Team, das ist ein zentraler Bestandteil meines Lebens», sagt Tanja. Im nächsten Februar sind die beiden in der Ausstellung «RADIUS 555» im oxyd gemeinsam anzutreffen. Privat müssen sie sich auch in nervigen Situationen aushalten, was aber kein Problem sei: «Da wir beide künstlerisch tätig sind, haben wir viel Verständnis füreinander. Zum Beispiel, wenn wir über die Frage nach Sinn und Zweck von Kunst diskutieren – solche Diskussionen begleiten uns ständig», sagt sie, und macht sich auf den Weg nach Hause, wo gerade eine profanere Angelegenheit wartet: «Heute Nachmittag ist Putzen angesagt.» Auch das muss sein.

Im Holz zuhause
Im Holz zuhause
Im Porträt

Ihre Begeisterung für das Holzhandwerk führte Sara Zünd auf traditionelle Wanderschaft durch die Nachbarländer der Schweiz. Nach den Wanderjahren und einem vierjährigen Aufenthalt in Brienz kehrt die…

Über Steine, Striche und die Leere
Über Steine, Striche und die Leere
Im Porträt

Wolfgang S. Weber bezeichnet sich nicht als Künstler, Tuschmaler oder Steinschleifer, sondern als malend, schleifend, und vor allem: als übend. Seine Herangehensweise ist dabei ebenso philosophisch…

«Wir können so viel von unseren Körpern lernen»
«Wir können so viel von unseren Körpern lernen»
Im Porträt

Mit dem eigenen Körper Kunst schaffen – das tut Lyn Bentschik. In- und ausserhalb der Schweiz, unter anderem an der Winterthurer Jungkunst, führt Lyn eigene Werke auf. Lyns Arbeiten wurden mit dem…

Trotz Parkinson: Ein Leben in Farben und Wörtern
Trotz Parkinson: Ein Leben in Farben und Wörtern
Im Porträt

Seit über vierzig Jahren lebt Ruth Geiser mit Morbus Parkinson. Die Diagnose erhielt sie bereits im jungen Alter von 27 Jahren. Trotz der tiefgreifenden Einschränkungen, die dies mit sich bringt, war…