Herr Blanc

Herr Blanc

Die grosse Stärke des Winterthurer Autors Roman Graf sind seine Hauptfiguren – das sind immer Ich-Erzähler, aus deren Perspektive wir die Welt wahrnehmen. Und genau weil wir ganz nah an ihnen dran sind, müssen wir uns immer wieder in Erinnerung rufen, dass sie uns keine objektive Erzählung liefern, dass sie vielleicht übertreiben oder die Dinge etwas anders wahrnehmen als andere.

In seinem ersten Roman «Herr Blanc» gelingt Graf die Erschaffung einer solchen Hauptfigur ganz besonders: Herr Blanc ist ein schrulliger, neurotischer Mann. Er trauert seiner Jugendliebe Heike nach, ebenso seiner verstorbenen Mutter, mit der ihn eine fast symbiotische Beziehung verband.  Mehr schlecht als recht meistert er jetzt das Leben mit seiner Frau Vreni, die ihrerseits ihren verstorbenen Mann vermisst, mit dem Herr Blanc konkurrieren muss. Eigentlich leben beide in der Vergangenheit: Herr Blanc stellt sich vor, was alles hätte passieren können, wären er und Heike ein Paar geblieben.


Immer wieder nimmt er sich (vergebens) vor, flexibler zu sein. Jedoch liest er zum Beispiel mindestens einmal im Jahr seinen Mietvertrag durch um sicherzugehen, dass nichts drin steht, was ihm zum Verhängnis werden könnte. Irgendwann steigt Herr Blanc dann aber (für ihn das erste Mal) in ein Flugzeug nach Krakau und wagt einen Schritt ins Unbekannte. Dieses Buch ist genauso traurig wie lustig; Herrn Blanc muss man einfach liebgewinnen – trotz all seiner Marotten.

 

 

«Herr Blanc» umfasst 218 Seiten und wiegt 294 Gramm.

 

Martina Keller studiert Germanistik und Anglistik an der Universität Zürich und wohnt in Winterthur.

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