Lucia Berlin

Lucia Berlin Was ich sonst noch verpasst habe

Erst elf Jahre nach ihrem Tod, 2015, erschien dieser Erzählband der lange unbeachteten amerikanischen Autorin. «Was ich sonst noch verpasst habe» versammelt 30 Short Stories, die von Alkoholismus, Drogensucht, Armut, Abtreibung, Missbrauch erzählen, ihre Schauplätze sind oft arme Regionen in den Südstaaten der USA,Mexiko oder Südamerika.

«Was ich sonst noch verpasst habe» ist zwar ein Erzählband, die Geschichten gehören aber unbedingt zusammen und lassen sich fast als fragmentarischer Roman lesen. Die einzelnen Episoden verweisen aufeinander und setzen sich allmählich zu einem Gesamtbild zusammen. Immer wieder heisst die Erzählerin der Geschichten ähnlich: Lu, Lou, Lucia, Miss Loucille – eine autobiografische Lesart drängt sich zuweilen auf. Manchmal ist sie ein kleines Mädchen, das seinem Grossvater die Zähne ziehen muss, eine junge Frau, allein und schwanger von ihrem Ehemann, der im Gefängnis sitzt, eine alkoholkranke Mutter von vier Kindern, eine Krankenschwester, die sich auf der Notfallstation um die Ärmsten der Gesellschaft kümmern muss. Einige Geschichten, oder Teile davon, werden aus unterschiedlichen Perspektiven zweimal erzählt und wirken so umso eindringlicher. Die Geschichten sind abgründig, traurig und grausam – und doch sind sie so gut erzählt, mit einem scharfen und zugleich gefühlvollen Blick und einer leichten, präzisen Sprache, dass man das Buch nicht aus den Händen legen will.

 

«Was ich sonst noch verpasst habe» umfasst 382 Seiten und wiegt 513 Gramm.

 

Martina Keller studiert Germanistik und Anglistik an der Universität Zürich und wohnt in Winterthur.

Anatol abholen
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