Irgendwann wird es gut

Irgendwann wird es gut

Den Figuren in Joey Goebels Erzählband ist eines gemein: Sie wohnen alle in Moberly, einer amerikanischen Kleinstadt «im Westteil von Kentucky, eines auf ewig verarmten Bundesstaates, der in Sachen Gesundheit und Bildung landesweit zu den Schlusslichtern gehörte». Auch sie selbst sind gewissermassen Schlusslichter.

Sie sind einsam, unglücklich, antriebslos oder orientierungslos. Alle Figuren kämpfen gegen etwas an; gegen die Trostlosigkeit, gegen das Vergessenwerden, gegen das Erwachsenwerden, nicht zuletzt gegen den Ort, an dem sie wohnen, gegen die Unmöglichkeit auszubrechen. Da ist zum Beispiel der Mann, der sich hoffnungslos in die Fernsehmoderatorin Olivia Abbott verliebt hat, eine junge Lehrerin, die ihren Schülern anbietet, sie – falls sie zu viel getrunken haben – von einer Party abzuholen. Da ist ein junger Mann, der sich aus Sorge um seine einsame Mutter selbst zurückzieht.

Die Erzählungen stehen alle für sich, doch verbindet sie eine tiefe Traurigkeit. Die Stadt und ihre Stimmung halten die Geschichten zusammen. Manche Hauptfiguren tauchen als Nebenfiguren in einer anderen Geschichte wieder auf und es entsteht ein Gesamtbild einer Stadt und ihrer Bewohner*innen, zu dem jede Geschichte auf ihre ganz eigene Weise beiträgt.

Der vorherrschenden Trostlosigkeit stellt Goebel einen zärtlichen Umgang mit seinen Figuren, einen wachen Blick fürs Menschliche und eine liebevolle, auch sehr humorvolle Sprache entgegen, und somit auch Hoffnung: «Irgendwann wird es gut».

 

«Irgendwann wird es gut» umfasst 304 Seiten und wiegt 340 Gramm.

 

Martina Keller arbeitet bei den Solothurner Literaturtagen und organisiert Sofalesungen in Winterthur.

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