Gedruckt wurde das Bild in der Ausgabe §93 Febuar 21.
Jetzt reiss dich mal zusammen, nicht immer hier und da und sowieso und anfangen, aber nie was fertigmachen, weil du immer denkst und denkst und denkst, um am Ende über nichts nachzudenken. Wie jetzt und jetzt und wieder jetzt. Weil du denkst, dass der Stuhl irgendwie unbequem ist, obwohl er doch bequem sein sollte. Weil du denkst, dass du aufstehen könntest, es dann aber doch sein lässt, weil er davon ja auch nicht bequemer wird. Also tust du nichts. Du denkst nur, dass du Dinge tun könntest, die du dann doch nicht tust. Du verschwendest deine Zeit. Jetzt und jetzt und wieder jetzt. So viel Zeit hat der Mensch nicht, würde Frisch sagen. Würde er? Denken – denken – immer dieses Denken. Du könntest eine Zigarette rauchen, dich dort zusammenreissen, an der frischen Luft, dann hörst du vielleicht auf, daran zu denken, dass du aufhören solltest, so viel zu denken. Vielleicht. Andererseits ist es kalt, aber dafür hast du ja den Pulli. Andererseits juckt er. Ja, irgendwie juckt er. Das dürfte nicht sein, das macht so wenig Sinn wie ein unbequemer Stuhl. Dieses Jucken, du kannst nicht denken, nur, dass es juckt, dass es dich ablenkt, dieses Jucken, wäre dieses Jucken nicht, könntest du deine Zeit nutzen, wirklich nutzen, nicht nur darüber nachdenken sie potenziell zu nutzen. Aber dieses Jucken. Warum trägst du ihn überhaupt? Er ist vielleicht pink und schön, aber jetzt juckts und wem willst du eigentlich was beweisen? Diesem kahlen Baum da draussen, der nicht weniger bemitleidenswert ist als du, wenn du dich an der Schulter kratzt, jetzt und jetzt und wieder jetzt, statt den pinken Pulli einfach auszuziehen. Ja, guck doch, du dummer kahler Baum. Vorhin sass dort ein zerzauster Vogel. Den hats vielleicht auch gejuckt. Ach, hör doch auf. Ende.
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von fructuoso / Wipf

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