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Christof Seiler ist ein Schildbürger. Ein direkter Nachfahre der Bürger Schildas, die einst versuchten, die Sonne in Kisten einzufangen, um Licht in das Rathaus zu bringen, das sie blöderweise ohne Fenster gebaut hatten.. Jedoch waren sie mässig erfolgreich damit. Christof Seiler hingegen hat es nun geschafft: Sonnenkollektoren fangen tagsüber das Sonnenlicht ein, Projektoren erhellen damit am Abend Gassen und Plätze und beleben sie mit Filmen. «Cinéma Solaire» nennt sich das. Ein Wanderkino, betrieben mit Solarstrom, transportabel, angeliefert mit zwei Veloanhängern, und das Einzige, was man vor Ort braucht, sind zwei Bäume.

Christof Seiler ist seit sechs Jahren Winterthurer Bürger. Hier wohnt der 33-Jährige zusammen mit seiner Frau und seinen zwei Kindern. Hier stellt er – wie schon in den Jahren zuvor ­ zusammen mit seinem Kumpanen Reto Schmid das Solar-Kino auf und zeigt dem Publikum filmische Trouvaillen hinter den schönen Kulissen. Christof Seiler und Reto Schmid kennen einander seit ihrem Architekturstudium. Zusammen hatten sie damals die Idee für das Kino. «Als wir zusammen Zivildienst leisteten und Projekte im Bereich «Erneuerbare Energien für Schulklassen» entwickelten, kam uns die Idee», sagt Seiler. «In meinem Garten in Zug tüftelten wir dann weiter.»

Das energieeffizienteste Open-Air-Kino der Schweiz

Das Resultat: Ein mobiles, solarbetriebenes Freiluftkino. Das Sonnenlicht von zwei Tagen reicht aus, um abends den Betrieb eines Projektors in Gang zu, setzen und mittlerweile kann auch unterwegs auf den Velos Strom generiert werden. Den beiden Kinofans gelang damit die Entwicklung des wahrscheinlich energieeffizientesten Open-Air-Kinos der Schweiz. Ein Marsch ohne Pannen war es allerdings nicht. Seiler erinnert sich: «Am Anfang hatten wir Batterien eingebaut, die etwa 70 Kilogramm schwer waren. Damit den Berg raufzuradeln, war der Horror.» Auf dem Rückweg von einem Pavillon oberhalb von Biel kippte der Wagen ob des Gewichts ins Gebüsch. Mittlerweile hat die Technik Fortschritte gemacht; nur noch 8,5 Kilo wiegen die Akkus. Mit Solartechnik hatten sowohl Seiler wie auch Schmidt zuvor nicht viel am Hut, es war learning by doing. «Ehrlich gesagt: Ich hab heute noch nicht wirklich eine Ahnung, wie so eine Solarzelle funktioniert», sagt Seiler.

Muss er auch nicht, denn es klappt: Seit 2007 ist ihr Solar-Kino unterwegs in der Schweiz. Unterstützt wird das Projekt durch die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ). Aufmerksamkeit war dem Projekt von Beginn an sicher, ebenso wie positives Feedback. 2008 erhielt das Projekt den Schweizer Solarpreis in der Kategorie «Institutionen und Persönlichkeiten». Das mobile Kino und seine Gründer kamen weit herum. Mal beleuchtet es das Stadthaus in Dietlikon, mal das Eichhölzli an der Aare, mal den Pavillon in Biel, mal das Paradiesgärtli in Steinmaur. Zusammen mit der EKZ führten die beiden Kino-Nomaden Touren im Kanton Zürich durch.

 

Kino-Nomadentum versus Häuslichkeit

«Irgendwann wurde es uns zu viel», sagt Christof Schneider, der mittlerweile in Winterthur die Agentur «reizvoll» betreibt und lacht: «Das Film-Nomadentum tauschten wir gegen Häuslichkeit ein.» Die Stationen des Solar-Kinos beschränken sich mittlerweile auf Bern, Basel und Winterthur. In Winterthur macht das Kino Halt am Graben und seit letztem Jahr auch auf dem Lagerplatz. Ein Platz, der es Christoph Seiler besonders angetan hat: «Die Kulisse ist für einen Kinoabend perfekt».

Auch wenn – oder gerade weil? – die beiden Filmfans mittlerweile häuslich geworden sind, steht das Film-Programm dieses Jahr ganz im Zeichen von Suchenden, von Sehnsüchten, von Velos, Mofas und Traktoren. Seiler und Schmid schicken die Zuschauer auf intensive Road-Trips – und bieten dabei dem Publikum am Graben zum Auftakt einen der ungewöhnlichsten und einfühlsamsten Roadmovies der letzten zwanzig Jahre: In «The Straight Story» erzählt der amerikanischen Regisseur David Lynch die wahre Geschichte des 73-jährigen Rentners Alvin, der keinen Führerschein besitzt und deshalb 390 Kilometer auf seinem Rasenmäher zurücklegt, um seinen kranken Bruder zu besuchen und ihren langjährigen Streit zu beenden. In Cannes gab es dafür die Goldene Palme. «Mein diesjähriges Highlight», sagt auch Seiler.

Ein weiterer Höhepunkt ist «Les Petites Fugues», ein schon fast vergessenes Schweizer Filmjuwel aus dem Jahre 1979. Nicht mit dem Rasenmäher, sondern mit einem neu gekauften Moped erfährt darin der alte Bauernknecht Pipe die Welt neu. Bis an ein Motocrossrennen führt das Moped Pipe und eröffnet dem Bauern neue Perspektiven auf sein Leben. Der Film gewann mehrere Auszeichnungen und gehört nach wie vor zu einem der meistgesehenen Schweizer Kinofilme. Ebenfalls preisgekrönt und mindestens so berührend ist der saudi arabische Film «Wadjda», der den Auftakt auf dem Lagerplatz bildet: Nichts sehnlicher als ein blaues Fahrrad wünscht sich die zehnjährige Wadjda aus Riad. Und obwohl es Frauen in Saudi Arabien verboten ist, velozufahren, hält sie nichts von ihrem Plan ab. Neben solchen filmischen Fundstücken zeigt das Cinéma Solaire unter anderem mit «The Fantastic Mister Fox» von Wes Anderson, der Bestseller-Verfilmung «La Délicatesse» oder dem Hitchcock-Thriller «North by Northwest» auch Filmabende mit bekannteren, nicht weniger schönen Filmen.

Cinéma Solaire bietet gute Filme und schöne Kulissen. Alles andere ist selber mitzubringen. Logenplätze oder sonstiger Komfort sind nicht zu erwarten. Und wer Popcorn essen will, sollte dieses selber mitbringen. Dasselbe gilt für Stühle. Wer nicht alles hinschleppen will, kann für zehn Franken Sitzplätze im Café Alltag (Graben) oder im Portier (Lagerplatz) reservieren. Eine Konsumationspflicht besteht nicht.

Cinéma Solaire

30. Juli – 2. August im Graben; 6. – 9. August auf dem Lagerplatz

Eintritt frei, Kollekte

Stühle etc. selber mitbringen

www.cinema-solaire.ch

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Do 1. Jan

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So 5. Mai

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Kunst Museum | Beim Stadthaus Winterthur

1976

Film

19:30 Uhr, CHF 12/8
Kino Nische Winterthur