Ein grosser Traum lebt noch einmal auf

Mit Tränen in den Augen verabschieden sie sich. Es ist ein bewegender Moment: Standing Ovations und tosender Applaus ehren im Luzerner Kultur- und Kongresszentrum noch einmal die Musikerinnen und Musiker des International New Symphony Orchestra Lemberg (INSO) und den Dirigenten Gunhard Mattes. Es war das letzte Mal, dass sie zusammen spielten. Es war das letzte Konzert ihrer Abschlusstournee. Und damit beginnt die Geschichte, die Regisseurin Gabriele Köstler-Küll in ihrem ersten Dokumentarfilm «Ein Orchester stirbt» erzählt. Sie lässt in berührenden Bildern den Traum von Gunhard Mattes noch einmal aufleben und begleitet das Orchester bis zu dem Moment, als es auf dem Höhepunkt des Erfolgs stirbt.

Angefangen hatte alles damit, dass der Schweizer Dirigent und Musiker Gunhard Mattes vor elf Jahren an das Kulturfestival in Lemberg eingeladen wurde. Der Oboist, der viele Jahre im Orchester des Musikkollegiums Winterthur spielte, reiste in die Ukraine und sah Erschreckendes. Hervorragende Berufsmusiker spielten auf Instrumenten, die in miserablem Zustand waren. «Ich war innerlich erschlagen», sagt Mattes an der Premiere im Kino Kiwi. «Ich wusste, ich muss etwas unternehmen, um meine Seele zu beruhigen.»

Im Film erzählt der Dirigent in kurzen Sequenzen, wie er begann, ein Orchester aufzubauen. Dazwischen lässt die Regisseurin die Bilder sprechen: Die Musiker spielen während der letzten Proben vor der Abschiedstournee. «Ich wollte jungen Musikern eine Zukunftsvision geben», sagt Mattes. Dazu liess er die Musikerinnen und Musiker nach europäischem Standard hinter einem Vorhang vorspielen, um nur die besten und motiviertesten der jungen Musiker in seinem Orchester aufzunehmen. Nur so konnte er auch etwas erreichen. Und tatsächlich entwickelte sich das INSO zu einem der hochkarätigen Orchester, das auf der ganzen Welt Erfolge feierte.

Es ist keine Erfolgsgeschichte mit einem überraschenden Ende, die Regisseurin Köstler in ihrem Dokumentarfilm erzählt. Der Film berichtet vielmehr über das Projekt, seine Schwierigkeiten und stellt Gunhard Mattes als Person vor. Dazu gehört auch die tragische Lebensgeschichte des Dirigenten, dessen Mutter bei einem Autounfall ums Leben kam, als er fünf Jahre alt war. Die ältere Schwester kümmert sich um Mattes und seine zwei Brüder. Der Vater trinkt. Als er fünfzehn ist, wird sein älterer Bruder erschossen aufgefunden. Zehn Jahre später stirbt der Vater und kurz darauf kommt auch der zweite Bruder ums Leben. Mattes zieht sich zurück und findet im Oboenspiel Halt. «Musiker haben das Glück, dass sie ein Instrument spielen können, mit dem sie ihren Emotionen Ausdruck verleihen können», sagt der Berufsmusiker. Im Spiel erhalte man als Musiker auch eine innere Befriedigung, was viel mehr wert sei als Geld.

Reisen der Hoffnung

Diesen Gedanken trug er auch in das INSO hinein. Das Orchester ist für die jungen Musiker mehr als nur Hoffnung und die Aussicht auf eine bessere Zukunft. «Es ist wie eine Familie», sagt Marta, die Konzertmeisterin. Im Orchester finden die Musiker Halt.

Mattes setzt seine gesamte Energie ein, um das Orchester weiterzubringen. Er reist alle zehn Tage über das Wochenende nach Lemberg, probt mit den Musikern, formt und bildet sie aus. Zudem kämpft er immer wieder mit Hindernissen. Es ist schwierig, finanzielle Mittel aufzutreiben. Und auch die Behörden versuchen immer wieder, ihm und dem INSO das Leben schwerzumachen, indem sie dem Orchester die Ausreise verweigern. Auf Dauer geht es so nicht weiter. Die Schwierigkeiten häufen sich. Doch die Musiker wollen nicht glauben, dass es bald vorbei sein wird. In den Bildern wird der Zwiespalt eingefangen, die Hoffnung und Freude am Spiel, und dann wieder die Trauer um das bevorstehende Aus. Der Film lebt durch die Bilder und die ästhetische Kameraführung von Michael Spindler. Und auch die Musik trägt ihren Teil dazu bei, dass sich der Film emotional auflädt.

Als Kinofilm eignet sich der Dokumentarfilm allerdings nicht. Dazu fehlt ihm die notwendige Spannung, die rasch in den vielen Monologen verloren geht. Dafür bietet er einen authentischen Einblick in die Welt eines Orchesters. Er stellt die Musiker und den Dirigenten dahinter vor. Und er zeigt auch, dass ein Orchester zwar sterben, aber doch weiterleben kann.

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