Bühne frei für Karli

Es ist ein sonniger, kalter Tag und es riecht nach Winter. Mit Marronis in der Hand schwebe ich durch die Strassen, mit der Musik von dem Mann im Ohr, den ich gleich treffen werde: Karli. «D‘Gränze vo de Freiheit bliibed meischtens unsichtbar», ermahnt mich seine Stimme durch die Kopfhörer, als ich vor unserer Treffpunktbeiz ankomme.

Reto Karli: Man kennt ihn in dieser Stadt bestens. Mit seiner Band Plankton trug er erfolgreich Winterthurer Mundartpop in die Schweiz hinaus. Er besitzt und beherrscht so viele Instrumente, dass der Überblick langsam aber sicher schwer fällt, und 2011 hat er sich nach einigen Jahren als Primarlehrer doch noch dazu entschieden, am Winterthurer Institut für Aktuelle Musik (WIAM) zu studieren. Und nun hat Reto Karli ein neues Projekt: Karli. Authentisch, autobiographisch, intim und kompromisslos singt er darin über die Welt und ihre kleinen Wunder.

Mit seiner ruhigen und etwas verträumten Art, einem aber dennoch die volle Aufmerksamkeit schenkend, erzählt Reto, was ihn zu seinen Texten inspiriert: «Die Welt an sich gibt genug her», meint er, «es reicht eigentlich, Zustände zu scannen. Man muss nicht immer Geschichten erzählen,  es braucht nicht jeder Popsong eine Pointe.» Als Zuhörer von Karlis Liedern wird man mitgenommen auf eine Reise durch eine komplexe Welt, ihre Absurditäten, ihre Grossartigkeit und Melancholie.

Bereits vor über zwei Jahren hat Karli angefangen seine Texte zu verfassen. Ursprünglich waren seine Lieder für ihn einfach ein guter Freund an nebligen Abenden, nach einer Weile erwiesen sie sich dann aber doch als zu gut, um einfach in der Schublade zu verschwinden. Als sich dann irgendwann eine Produktionsanfrage für sein Projekt anbot, gab es schliesslich kein Zurück mehr. Es folgten Aufnahmen, Liederauswahlen, Feinschliffe, Coverdiskussionen, Konzertabsprachen. «Die Leute vom La Cyma meinen sicher, ich sei hier am speed-daten» schmunzelt Reto mit Blick auf die Bar, «so viele Leute wie ich hier für die Arbeit am Album treffe.»

Reto Karli ist kein Mensch halber Sachen. Was er macht, macht er bewusst. Er, der Lehrer, kann bisweilen streng sein zu sich selber. Karlis EP, die im November erschien, ist daher auch keine Halbbatzigkeit. Und das Wenn-schon-denn-schon-Motto zieht sich nicht nur durch die Texte, auch bei seinem ersten Konzert bei Molton am 10. Dezember schöpft er aus dem Vollen: Acht Musiker, darunter drei Bläser, stehen im Theater am Gleis mit ihm auf der Bühne. Die EP liegt dann bereit, das volle Album steht für April in den Startlöchern. Trotz seiner Zurückhaltung im Gespräch hört man ihm die Vorfreude und stille Aufregung an. Aber auch der Druck scheint nicht spurlos an ihm vorbei zu gehen. Vor allem in den kurzen Denkpausen vor seinen Antworten wird sein Blick etwas ernster. «Wenn man alleine loszieht, scheitert man auch alleine. Das ist das Risiko.» Keine Kompromisse bedeuten eben auch mehr Verantwortung. Und es bedeutet mehr Ehrlichkeit, denn viel persönlicher könnten die Texte und die Musik kaum sein.

Für sein Album hat Reto beinahe alle Instrumente selber eingespielt. Sein Lieblingsinstrument zur Zeit ist aber die Kalimba – das traditionell afrikanische kleine Holzbrettchen, an dem ein paar unterschiedlich lange, metallische Lamellen befestigt sind. Und irgendwie passt dieses Instrument ganz wunderbar zu dem grossgewachsenen Musiker: Es ist ruhig, zurückhaltend, simpel und doch zu so vielen wunderbaren Melodien fähig.

Reto hat mit Karli nochmals neu gewürfelt und das Risiko des Scheiterns für seinen Traum auf sich genommen. «Heb dis Glück vor de Schpiegel, es verdopplet sich vilicht.» – Bei ihm hoffentlich.

 

Reto Karli spielt am 10. Dezember im Rahmen der Konzertreihe «Molton» im Theater am Gleis. Seine EP erschien im November. 

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