Der Film-Zauberer

Der Film-Zauberer

Er ist 21 Jahre alt, Autor, Regisseur, Kameramann und komponiert Filmmusik. Dieses Jahr feiert Samuel Dütschs Film «Mémoire» Premiere.

Es ist wie im Film: Ein Kind schnappt sich eine einfache Handkamera, sucht sich einen Freund, filmt die Klasse und Geschichten rund ums Schulhaus. Die Eltern und der Lehrer mochten den Abschlussfilm  der sechsten Klasse, doch dem Jungen genügte das nicht. Er wollte mehr. Der kleine Junge schrieb Geschichten, wollte seine Ideen zum Leben erwecken. Heute kann er das.

Dieser Junge ist nicht fiktiv. Er ist nun 21 Jahre alt, heisst Samuel Dütsch, kommt aus Winterthur und «wollte schon immer Sachen machen, die die andern nicht machten». Sämi wusste aber nie genau, was er werden sollte. Vielleicht Zauberer? Ab der vierten Klasse nahm Sämi Kurse in der Zirkusschule und lernte, wie optische Täuschungen funktionieren. Das Gelernte entwickelte er dann weiter – und brachte wieder die Kamera ins Spiel. So entstanden Zaubertricks mit Film. Sämi experimentierte weiter, liess Ufos fliegen und Flüssigkeiten glitzern. Zusammen mit zwei Kindern aus Winterthur, die er in den Skiferien im Wallis kennengelernt hatte, entwickelte er eine Geschichte. «Elarda» heisst der Fantasy-Kurzfilm, der aus dieser Freundschaft entstand. Mit Sonja Adlouni, der Mitregisseurin von «Elarda», schrieb er die Geschichte «Die silberne Botschaft». Im daraus entstandenen Film landen Ufos auf der Erde, die eine sonderbare Flüssigkeit absondern. Die Polizei will die Flüssigkeit vernichten, doch Kinder merken, dass sie eine zauberhafte Wirkung hat… Der Film stiess auf positives Echo und durfte 2011 im Kino maxx, im Kesselhaus, Premiere feiern. Sogar Börni Höhn, eine ehemalige Music-Star-Kandidatin, spielt mit. «Ich wollte einen Promi im Film haben», schmunzelt Sämi. Börni machte gerne mit – als Dankeschön filmte Sämi ihr einen Music-Clip. Daraus entstand eine Freundschaft und Börni machte bei weiteren Projekten mit.

Augenblicke einfangen, mit Musik untermalen und damit Gefühle auslösen, das ist es, was Samuel Dütsch am Filmen fasziniert. «Mémoire» heisst sein neuer Film, der dieses Jahr nach drei Jahren Entstehungszeit Premiere feiern wird. Neben diesem Herzensprojekt hat er viele kleinere Auftragsarbeiten übernommen und einige Musikvideos und Szenen für das Junge Theater Winterthur gefilmt. Zu Weihnachten und Geburtstagen wünschte er sich immer irgendwelches Film-Zubehör. Auch wenn er von Zeit zu Zeit etwas Geld mit dem Filmemachen verdient, es bleibt für ihn sein Hobby. Ob sich das in Zukunft ändern wird, weiss Sämi jetzt noch nicht. Einen Filmkurs hat er nie besucht, und ein Studium kommt für ihn momentan nicht in Frage. Nach seiner Lehre als Elektroniker hatte er keine Festanstellung gesucht, sondern seine ganze Energie in einen neuen Film gesteckt. Er hat die Geschichte zusammen mit Sonja Adlouni geschrieben, Drehorte gesucht und sich intensiv mit der Besetzung für die Rollen auseinandergesetzt. «Von meinem ersten Film habe ich gelernt, dass die Schauspieler den Erfolg ausmachen.» Deshalb hat er auch Miro Hintermüller, den Präsidenten des Jungen Theaters Winterthur, als Schauspiel-Coach engagiert. «Die Zusammenarbeit mit Miro ist grossartig», sagt Sämi. Miro war es auch, der sein Assistent beim Schulfilm war. In seinem aktuellen Film «Mémoire» geht es um Erinnerungen und um Heimat. Die Heimat ist, was Sämi prägt und ihm als Inspiration dient. Am liebsten macht er lange Spaziergänge im Wald und schaut vom Brühlberg aus auf die Stadt. Dann kehrt er zurück, schneidet Szenen oder setzt sich ans Klavier und komponiert. Ton um Ton entsteht so die Melodie, die den bewegten Bildern Gefühle einhaucht. Erst wenn alles stimmt – Bild, Ton, Inhalt –, tritt das ein, was den Film so faszinierend macht. Denn einzig durch den Film ist es möglich, gleichzeitig Augen, Ohren und Herzen zu öffnen. Samuel Dütsch ist vielleicht doch Zauberer geworden. 

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