Rango (USA 2011)

Rango (USA 2011)

Rango steckt in einer tiefen Identitätskrise. Den Alltag als Haustier verbringt das Chamäleon theaterspielend in der Komfortzone seines Terrariums – bis seine Besitzer ihn während einer Autofahrt durch die Wüste aufgrund eines Notfallfahrmanövers verlieren und Rango inmitten der Realität landet.

Auf einen Schlag sind die Bedrohungen nicht mehr fiktional in einem selbst erfundenen Theaterstück, sondern bedrohlich für Leib und Leben. Sein Selbstfindungstrip durch die Wüste führt ihn in ein gottverlassenes Städtchen. Schnell realisiert Rango, dass er mitten in einem Western gelandet ist und kann so – vermeintlich – seine Rolle finden. Denn Rango kennt die Stereotype des Genres bestens und schafft sich mit ihrer Bedienung endlich seine gesuchte Identität, natürlich jene des Helden – des Sheriffs.


«Rango» besticht mit skurrilen Charakteren sowie mit der konsequenten Ironisierung des Western-Genres und vielen weiteren Ausflügen quer durch die Geschichte Hollywoods. So begegnet Rango den Protagonisten von «Fear and Loathing in Las Vegas» und trägt gar das gleiche Hemd wie Benicio del Toro im Kultfilm von Terry Gilliam. Jabba the Hutt aus «Star Wars» wird zum Saloonbarkeeper degradiert und Clint Eastwood zum allwissenden und universellen Western-Helden ikonisiert. Die selbstreflexiven Momente des Films werden durch eine kauzige Mariachi-Truppe auf die Spitze getrieben, die den Plot kommentiert und zugleich einen Grossteil des Soundtracks zu verantworten scheint. Auch der grösste Teil der extradiegetischen Filmmusik bewegt sich leichtfüssig auf der Meta-Ebene, mit eindeutigen Hommagen an «2001: A Space Odyssey» bis «Pulp Fiction». Das extrem breite Cinemascope-Format schliesslich macht «Rango» endgültig zu einem vielschichtig ansprechenden und für die grosse Leinwand gemachten Animationsfilm.

 


Zu sehen ist «Rango» am Samstag, 16. April um 18 Uhr und Montag, 25. April um 20:15 Uhr im Kino Cameo.

 


Giancarlo Corti ist Filmwissenschaftler und Kulturschaffender in
Winterthur


 

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