Seine Freundin, der er nicht erzählt, worum es sich bei dem Auftrag handelt, kann sich über Burns’ plötzlichen beruflichen Ehrgeiz nur wundern. Eine Lederjacke wird angelegt, ein Lidstrich gezogen und der Polizist ist «verschwunden». Nun freundet er sich mit seinem neuen homosexuellen Nachbarn an, besucht SM-Clubs, geht seiner Aufgabe nach, beobachtet. Die Stärke von «Cruising» liegt in der verstörenden, konsequent nich eindeutigen Zeichnung des Protagonisten. Das Innenleben des Cops bleibt bis zum Ende des Films so dunkel und undurchsichtig wie das Innere der «leather bars», in denen er sich nachts herumtreibt.
William Friedkins Film («The French Connection», «The Exorcist») führt voyeuristisch und sensationalistisch durch diese Welt. Wegen der negativen und einseitigen Repräsentation von Homosexuellen, versuchten Aktivisten die Dreharbeiten des Films zu stören; beim Erscheinen von «Cruising» hagelte es Kritik. Heute kann der zwielichtige Thriller als wichtiges Zeitdokument gelten – für Hollywoods Faszination an «dem Anderen», aber auch seinen fragwürdigen Umgang damit.
Zu sehen ist «Cruising» am 29. September 2016 um 21 Uhr im Kino Xenix.
Stephanie Werder ist Doktorandin am Seminar für Filmwissenschaften an der Uni Zürich und Redakteurin des Filmjahrbuchs Cinema.