Losgelöst von dieser Reduzierung erlebt das Publikum einen atmosphärisch dichten Thriller mit ausgezeichneter Kamera und Musik sowie Sharon Stone in der Rolle ihres Lebens – der Femme Fatale Catherine Tramell. Standesgemäss steht zu Beginn ein Mord. Für dessen Aufklärung ist der Ermittler Nick Curran zuständig, bald ist die faszinierende Tramell seine Verdächtige. Curran (Michael Douglas) lässt sich auf ihre Spielchen ein und ist mit machistischer Attitüde stets der Meinung, die Oberhand über das Geschehen zu haben. Natürlich ist das Gegenteil der Fall und er gerät in einen obsessiven Strudel, dem er nicht gewachsen ist.
Im Februar 2017 kommt mit «Elle» der neueste Film von Verhoeven in die Kinos, der noch stärker als «Basic Instinct» von seiner Protagonistin getragen wird: Isabelle Huppert spielt die Geschäftsfrau Michèle, die ihrem familiären und geschäftlichen Umfeld stets überlegen scheint; dies sogar nachdem sie in ihrem Haus von einem Unbekannten vergewaltigt wird – Michèle lässt der Übergriff scheinbar kalt. Sie stösst damit ihre Nächsten – und das Publikum – vor den Kopf und beginnt im Geheimen ein merkwürdiges Spiel mit dem Angreifer, das nur eskalieren kann.
Auch in «Elle» wird ein formal hochstehendes, irritierendes Spiel um Sexualität und Gewalt gezeigt, das zwar fesselt, das Publikum in seiner Ambivalenz aber ebenso in Ratlosigkeit zurücklässt. Klar ist: Verhoeven setzt sich noch immer gerne mit provokanten Darstellungen in die Nesseln und schafft es 25 Jahre nach «Basic Instinct» wieder, grosses Kino zu liefern.
Zu sehen ist «Basic Instinct» am Freitag, 7. Oktober um 20:15 (mit einer Einführung der Filmwissenschaftlerin Julia Marx der Filmzeitschrift «film bulletin») und am Freitag, 21. Oktober um 22:30.
«Elle» startet am 2. Februar 2017 in den Deutschschweizer Kinos.
Giancarlo Corti ist Filmwissenschaftler und Mitglied der Programmgruppe im Kino Cameo
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