Sie kann es sehr gut mit Menschen, ist offen und neugierig gegenüber Unbekanntem. Das macht Monika Imhof aus. Und deshalb ist sie eine so erfolgreiche Netzwerkerin, die ihre Projekte mithilfe anderer immer wieder vorantreiben kann. «Eine neugierige Frau, die ihre zweiten Lebenshälfte begonnen hat», so beschreibt sie sich auch selbst.
Bereits vor ihrer Zeit in der Tösslobby bewegte sie viel, gründete beispielsweise den Verein Frauenstadtrundgang Winterthur, bei dem vier bis fünf Historikerinnen und eine Regisseurin alle zwei Jahre einen neuen Rundgang ausarbeiten. Schon da streifte das Thema Zusammenleben ihr soziales Engagement. Später ist ihr Töss ans Herz gewachsen: «Ein sehr bunter, abwechslungsreicher und geschichtsträchtiger Stadtteil, der seine Probleme hat», sagt Monika Imhof. Eines dieser Probleme will sie nun mit ihrem neusten Integrationsprojekt «Paradise Töss – Ein Stadtteil macht gemeinsame Sache» angehen. «Es geht darum zu verstehen, was es heisst, wenn so viele Kulturen zusammenleben.» Sie möchte herausfinden, wie Menschen mit ganz verschiedenen Vorstellungen von Projekten und Abläufen erfolgreich und nachhaltig miteinander arbeiten können. Die Verantwortlichen des Programms Citoyenneté waren in Töss und ermunterten die AG Integration, das Projekt mit der Tösslobby bei der Eidgenössischen Migrationskommission (EMK) einzugeben. Die Eingabe war erfolgreich. Das Projekt wird bis Ende 2019 hauptsächlich von der Stadt Winterthur und dem Bund finanziell getragen.
Was macht dieses Projekt aus? «Wir setzen von Beginn an auf Partizipation», sagt Monika Imhof. Sie will nicht erst in der Umsetzung mit den Einwanderinnen und Einwandern zusammenarbeiten, sondern bezieht sie bereits in der Planungsphase mit ein. «Wir möchten das mit den Migrantinnen und Migranten aufgleisen. Schliesslich geht es ja auch ums Zusammenleben.» Nun macht sie, was sie so gut kann: netzwerken. Sie muss Leute finden, die sich mit ihr auf den Weg machen und das Projekt konkret in Angriff nehmen.
Unvorhersehbar ist das Ergebnis des Projekts, das von der Mitarbeit der Migrantinnen und Migranten sowie deren Ideen abhängig ist. Welche Herangehensweise und welche Haltung braucht es von der Bevölkerung, damit ein Integrationsprojekt funktioniert? Auf diese Frage will sich Monika Imhof konzentrieren. In einem Leitfaden wird nach Projektende festgehalten, was es für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Migrantinnen und Migranten braucht. Arbeitsweisen, die in Töss Erfolg zeigen, können schliesslich auch in anderen Ortschaften und Stadtteilen funktionieren. Damit setzt sich die Projektleiterin zum Ziel, dass andere ebenfalls von «Paradise Töss» profitieren können. Ein netter Nebeneffekt könnte sich auch im politischen Engagement des Stadtteils zeigen, denn regelmässig hat Töss die tiefste Stimmbeteiligung in ganz Winterthur. Wer sich zugehörig fühlt, interessiert sich auch mehr für das politische Geschehen.
Dass sie sich immer wieder mit dem Thema Zusammenleben auseinandersetzen will, liegt nicht nur daran, dass sie inzwischen weiss, wie viel in Töss möglich ist, oder dass sie mit ihrer Familie an einem Ort leben will, wo die Menschen miteinander auskommen. Sie kennt die andere Seite: «Ich bin als Seconda aufgewachsen. Ich weiss, wie es sich anfühlt, nicht immer ganz dazuzugehören», sagt Monika Imhof. Auch wenn sie das vielleicht nur in Kleinigkeiten spüren musste, es hat sie geprägt. Sie hat dann, wie viele Secondas und Secondos, auch wieder einen Secondo geheiratet. «Unter sich zu bleiben, ist am einfachsten.» Man müsse der Familie keine neue Kultur erklären, denn das Zusammenleben mit anderen Kulturen bedeute immer auch aus der eigenen Komfortzone zu treten. Diesen Schritt möchte sie nun gemeinsam mit Migrantinnen und Migranten in Töss machen.