Der Klangforscher

Der Klangforscher

Andy Mösch ist AM Khamsaa, Laserwolf, Kraftfeld, Hardstudios, Partner und Vater. Und wenn es ruhig wird, erfindet er neue Klangwelten.

Darf man um 10 Uhr an einem Samstagmorgen als DJ und Klubmitarbeiter überhaupt schon wach sein? Andy Mösch schmunzelt, beantwortet die Frage aber sehr pragmatisch: «Früher vielleicht nicht, aber mittlerweile hab ich ein Kind und das zwingt mich in einen gewissen Rhythmus, deswegen ist es nicht mehr so ungewöhnlich.»

 

Andy ist offen, ehrlich und direkt. Gleichzeitig nimmt er sich nicht zu ernst, hat eine gewisse Selbstironie. «I like to think that», sagt der 32-Jährige auf Englisch und zwirbelt wie ein Philosoph in Gedanken an seinem Bart.

 

Als Tontechniker in den Hardstudios und DJ AM Khamsaa hat Andy eine spezielle Beziehung zur Musik: Sie ist mit der eines Erfinders zu vergleichen. Der Fokus liegt auf der Kunst, nicht auf der Selbstdarstellung als Künstler. Den Drang zu entdecken hört man auch aus seiner Musik raus. Seine Tracks sind eine Mischung aus elektro-akustischen Synthesizer Sounds vermischt mit Samples aus aller Welt, die sich organisch und originell anhören.

 

Der Track, der ihn am meisten definiert, ist immer der zuletzt komponierte. Denn Andy versucht, sich ständig weiterzuentwickeln. Er sucht nach neuen Klängen und diese Experimente lässt er im neusten Track einfliessen. An der Musik fasziniere ihn dieses Forschen und das Ausprobieren von neuen Geräten – sowohl akustische Instrumente als auch elektronische Module –, um dann, so äussert er sich: «plötzlich das zu finden, was etwas in mir auslöst.»

 

Und doch hört er seine eigene Musik nicht. Vielleicht, weil er – wie er selber sagt – nie zufrieden ist. Was seine Arbeit angeht, ist er ein ewiger Kritiker. Deshalb war auch der Release seiner ersten Platte «This Placid Place» letztes Jahr ein umso grösserer Schritt und sehr wichtig für ihn. Er hatte endlich das Gefühl: Diese Musik ist es jetzt wert, gepresst zu werden.

 

Dass Andy Musiker werden würde, konnte man vielleicht ahnen. In seiner Kindheit zog er mit seinen Eltern aus Bern ins Tösstal. Schon in der Primarstufe lernte er dort Klavier, Schlagzeug und Trompete. Mit Winterthur verschmolzen ist er dann mit seinem Übertritt ins Gymnasium Rychenberg. Als Teenie fing auch der Wechsel von akustischer zu elektronischer Musik an, und mit 19 Jahren zapfte er seine ersten Biere im Kraftfeld an der Bar. Mittlerweile ist er in die Betriebsleitung aufgestiegen, und das Kraftfeld hat sich zu viel mehr als nur einem Job entwickelt. Es ist für ihn eine Herzensangelegenheit – «wie eine Familie» – und hat ihn sehr geprägt.

 

Ähnlich ist es auch mit der Band Laserwolf, mit welcher er in Live-Auftritten elektronische Musik improvisiert. Mit dem Trio hat er mittlerweile schon viel erreicht. Das Highlight war letztes Jahr, als sie die Hauptbühne von den Musikfestwochen an der WintiNight abschliessen durften. Für Andy jedoch bedeutet Laserwolf vor allem Freundschaft.

 

Seine verschiedenen Projekte sind mehr als nur Jobs. «Privates und berufliches verschmelzen oft», sagt er. AM Khamsaa, Laserwolf, Kraftfeld, die Hardstudios, Partner und Vater; Andy Mösch hat viele Facetten. Wie er alles unter einen Hut bekommt, weiss er manchmal selbst nicht genau. «Ich kann schlecht ‹nein› sagen; vieles macht Spass und bringt kein Geld.»

 

Das Geld ist auch nicht die Hauptmotivation. Andy mache Musik, weil er müsse. «Ich könnte schon was anderes machen, habe aber keine andere Leidenschaft.» Beruflich mag das mit der Leidenschaft stimmen, nicht jedoch, wenn er über seine Familie redet. Er freut sich sehr über den bevorstehenden Urlaub mit seiner Partnerin und seinem zweijährigen Sohn; es geht in die Berge, um Energie zu tanken. Am liebsten verbringt er einfach Zeit mit den beiden: «Das ist ja schon ein Luxus heutzutage.» Andy hört gerne Musik mit seinem Sohn. Es ist ihm wichtig, dem Kleinen Werte wie Offenheit mitzugeben und ihm ein Umfeld zu bieten, in dem er sich frei entfalten kann. Sein Fazit zum Vatersein lautet: «Ich kann es dir nur empfehlen.»

 

Andys Faszination für Musik scheint nur von einer Sache in den Schatten gestellt zu werden: dem Strahlen in seinem Gesicht, wenn er über seinen «Bub» redet.

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