Unter diesen Linden

Unter diesen Linden

«Unter diesen Linden» wurde nicht von einer Person geschrieben, sondern von achtzehn Autorinnen und Autoren. Im Roman geht es wiederum um eine Autorin, Esther Montandon. Wir lesen aber nicht einen ihrer Romane, sondern eine Sammlung unveröffentlichter Texte aus Notizheften, die nach ihrem Tod von einem Archivaren gefunden wurden, wie im Vorwort erklärt wird.

Esther schreibt über ihre Tochter Louise, die im Alter von vier Jahren ums Leben kam. Wie sie lange versucht hatte, schwanger zu werden, den Menstruationskalender über das Bett gehängt hatte, wie sie das Kind buchstäblich erwartete, wie Louise krabbeln und sprechen lernte, und wie die Leute nach ihrem Tod versuchten zu helfen, aber nicht verstanden. Sie schreibt auch, wie sie wieder Hoffnung schöpfte und den Frühling langsam wieder spürte. «Unter diesen Linden» besteht aus 63 Fragmenten, manche nur aus wenigen Sätzen, wie Gedichte, ein Gefühl oder ein Eindruck, andere sind länger, Geschichten und Anekdoten.

Doch was man während der Lektüre immer mehr vergisst: Die Autorin Esther Montandon ist fiktiv, eine Kreation des Autorenkollektivs AJAR. Doch genau das ist auch das Ziel von AJAR. Mit ihrem Buchprojekt zeigt AJAR, dass DER oder DIE Autor_in gar nicht existiert, ein Buch von den Texten darin lebt und diese Texte auch ein Eigenleben entwickeln können. «Unter diesen Linden» ist ein einzigartiges, innovatives Projekt, ein kluger und feinfühliger Roman und nicht zuletzt das feine Portrait einer starken Frau.


 

«Unter diesen Linden» umfasst 124 Seiten und wiegt 216 Gramm.

 

Martina Keller studiert Germanistik und Anglistik an der Universität Zürich und organisiert Sofalesungen in Winterthur.

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