Man behält nicht einfach, was einen glücklich macht. Nein, das ist das Konzept einer japanischen Entrümpelungskünstlerin. Zsuzsanna Gahse dagegen unternimmt mit «Schon bald» ein Experiment, das auf der alten Vorstellung einer tabula rasa basiert. Die Protagonist*innen ziehen aus und fragen sich: Wie wäre es, wenn alle unnötigen Gegenstände aus dem Raum geschafft wären, die Blumen nicht mehr gegossen würden?
Mit sprachlicher Präzision werden Leser*innen zu Zeug*innen eines changierenden Spiels, in dem von Schreibtischstühlen und die mit ihnen verbundenen Erinnerungen die Rede ist. Was könnte in diesem Raum entstehen? Welche Möglichkeiten würden sich freisetzen? Der Text entwirft ein Drama in fünf Akten: Der Aufbruch, Die Dinge, Die Stücke, Die Stimme, Die Bühne.
Schritt um Schritt nähern sich die Prosastücke der Sprache. So wie im Raum tabula rasa gemacht wird, müssen die Schauspieler*innen im Text die Bedingungen ausloten, nach denen Sprache funktioniert. Die künstlich hergestellte Situation eines Raumes ohne Vorgaben entwickelt so ihre Kraft. Die Schauspieler*innen geben der Sprache Laut um Laut, Wort um Wort ihren Sinn zurück.
«Schon bald» umfasst 144 Seiten und wiegt 305 Gramm.
Claudio Notz ist Co-Präsident der Literarischen Vereinigung.