Der Mauerläufer

Der Mauerläufer

Schnell und ungestüm hat die Amerikanerin Nell Zink dieses Buch geschrieben. Das schmale Bändchen von gerade mal 190 Seiten ist eine kleine Sensation. Tiffany, ihres Zeichens Amerikanerin, heiratete mit Stephen genau den Typ Mann, der ihr versprach, fürs nötige Kleingeld zu sorgen, damit sie sich ungestört dem Ehegattinnen-Dasein widmen kann.

Ein Autounglück im Gebirge führt dazu, dass sie ihr Baby noch im Mutterleib verliert. Der Zufall aber schenkt dem jungen Paar noch am selben Tag einen Mauerläufer. Dieser seltene und nicht unschöne Vogel wird fortan in der Wohnung ausserhalb von Bern durchgefüttert. An den Wochenenden fahren die Zwei ins Grüne, legen sich auf die Lauer und beobachten Federvieh aus der Ferne. Den berauschenden Vogelerkundungstouren zum Trotz engagieren sich die Zwei aber immer mehr für den Umweltschutz und stossen dabei bis in die Keimzellen der deutschen Ökoszene vor.

Das hört sich jetzt unglaublich gesund an, etwas bieder vielleicht. Wären da nicht die vielen Seitensprünge, welche guten wie auch schlechten Sex, Eifersucht und Erklärungsbedarf zu Tage tragen. Während Gatte Stephen in albanischen Buchenwäldern etwa nach Rohrdommeln und Schwarzstörchen Ausschau hält, tobt Tiff lieber mit illustren Aktivisten durchs Bettlaken. Ein unheimlich komisches, unsentimental erfrischendes Buch. Ein Pageturner, wie die Amerikaner sagen.


 

«Der Mauerläufer» umfasst 192 Seiten und misst 205 Millimeter.

 

Andreas Hauri ist Redaktor bei delirium: www.delirium-magazin.ch

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