Lanz findet jedoch unerwartet Gefallen am Blogschreiben. In jeder freien Sekunde schreibt er; über seine Mam, welcher er immer ansieht, wenn sie gerade Sex hatte mit ihrem neuen Freund; über seinen Babs, der nicht verstehen will, dass Lanz es vorzieht, im Zimmer zu gamen statt mit ihm einen Krimi zu schauen. Über Mädchen, Kiffen, Ängste und Wünsche – über alles, was einen 14-jährigen Jungen beschäftigt. Dabei merkt er: «Das Lustigste am Bloggen ist, dass ich immer erst merke, wie dumm ich bin, wenn ich lese, was ich mir so überlegt habe, die ganze Zeit.»
Sich als Erwachsener in einen pubertierenden Jungen hineinzuversetzen ist nicht einfach; oft wirkt eine nachgeahmte Jugendsprache künstlich, die Gedanken von der Erwachsenenperspektive gekennzeichnet. Flurin Jecker schafft es aber, ebenso hemmungslos wie sensibel aus der Sicht von Lanz zu erzählen. Dabei bringt er seiner Figur viel Respekt entgegen und beschreibt die Identitätssuche des Jungen und das Hin und Her zwischen Kind- und Erwachsensein präzise und gleichwohl unverkrampft. «Lanz» lebt von einer ehrlichen, etwas unbeholfenen Jugendsprache, in der Jecker eine wunderbare Poesie zum Vorschein bringt.
«Lanz» umfasst 128 Seiten und wiegt 253 Gramm.
Martina Keller studiert Germanistik und Anglistik an der Universität Zürich und wohnt in Winterthur.