Die Coucou-MFW-Geheimtipps

Die Musikfestwochen bringen im August einmal mehr allerlei spannende musikalische Highlights in die Stadt, die sich zu entdecken lohnen. Die Coucou-Redaktion präsentiert euch hier ihre Geheimtipps.

Charmant und verfänglich

Sophie Hunger genügte ein Song von ihm, um ihn mit auf Tour zu nehmen. Das sagt eigentlich schon ziemlich viel und es ist nicht übertrieben, hier von einem der vielversprechendsten Schweizer Musiktalente zu sprechen: Wenn Faber spielt, stehen Poesie und Anarchie auf der Bühne und singen zusammen Geschichten aus dem Leben – das ist gleichzeitig charmant und irgendwie böse, geschickt eingepackt in Melodien voller Sehnsucht. Ein Name zum merken und vor allem Musik zum unbedingt anhören. Also den Auftakt-Abend der MFW nicht verpassen.

Faber, Mittwoch 17. August, 20:30 Uhr, Kirchplatz

 

 

Atemberaubend schön

Da ist der gelbe Himmel über eine Stadt mit Backsteinhäusern, ein Mann aus Knete steht in seiner Wohnung. Im Hintergrund stehen leere Pizza-Schachteln, Bier und Zigarettenstummel. Im Fernsehen ist ein Konzert von The Slow-Show zu sehen. Fast schon apokalyptisch mutet die Szene an. Die Botschaft: Allein und isoliert ist niemand glücklich. Also los, raus, auf die Steinberggasse, ans Konzert dieser Band aus Manchester, die so atemberaubend schöne Musik macht. The Slow Show schreiben düstere Pop-Songs wie Joy Division. Allerdings ist mit dem erfrischenden American-Folk-Sound, den sie mit einer guten Prise Soul angereichert haben und mit Pathos, Chören, Streichen und Bläsern verdichtet ist, der Himmel ganz schnell wieder blau. Und wenn dann noch die unverwechselbare Bariton-Stimme von Sänger Rob Goodwin in der Steibi zu hören ist, ja dann, sind wir u mega glücklich.

The Slow Show, Samstag, 20. August, 19:45 Uhr, Steinberggasse


Zwielichtig und explosiv

Sie sind definitiv eine der unglaublichsten Live-Bands, die die Schweiz zurzeit zu bieten hat: Die Bieler Band Puts Marie um den Frontman Max Usata. Und dieser ist auf der Bühne kaum zu halten, wirbelt über die Bühne, steht mal mitten im Publikum oder auch mal auf der Bar. Unberechenbar und äusserst charismatisch sind die Shows von Puts Marie. Ihr Ruf ist zweilichtig und explosiv. Ebenso lässt sich der Sound auch nicht in eine Schublade stecken: Nur schon der Gesang pendelt souverän zwischen einem falsettartigen Kreischen, einer warmen Erzählstimme und schnellen Sprechgesangseinlagen – eine Mischung aus Tom Waits und Leonard Cohen. Die fünf Freunde sind seit Ende der 1990er-Jahre zusammen unterwegs, so richtig entdeckt wurden sie allerdings erst in den letzten Jahren. 2016 wurde ihr aktuelles Album mit dem  «IndieSuisse Album of the Year» ausgezeichnet. Wir sind gespannt auf das Spektakel, das sich auf dem Kirchplatz ereignen wird.

Puts Marie, Samstag 20. August, 20:45 Uhr, Kirchplatz

 

 

Orientalisch und elektronisch

A-Wa bedeutet im Ägyptisch-Arabischen «ja». Der Name – kurz, einprägsam und positiv – passt denn auch gut zu den alten jemenistischen Melodien, die die Band A-Wa mit elektronischen Klängen und Hiphop-Beats kombiniert. Tair, Liron und Tagel Haim (nicht zu verwechseln mit der ebenfalls aus drei Geschwistern bestehenden Band Haim aus Los Angeles) leben in Israel und gehören zu einer jüngeren Generation, die ihr «orientalisches» Erbe – ihre Grosseltern stammen ursprünglich aus dem Jemen – einfordern und sich darauf zurückbesinnen. Spielen werden A-Wa am Sonntag, 21. August auf dem Kirchplatz um 20.30 Uhr. Wir freuen uns jetzt schon, auf das Highlight des ersten Musikfestwochenendes.

A-Wa, Sonntag 21. August, 20:30 Uhr Steinberggasse

 

 

Klug und verträumt

Und gleich eine weitere Musik-Perle aus Israel: Mit Lola Marsh beweist eine Band mehr, dass Tel Aviv momentan einer der interessantesten Orte für Musik und Kunst ist. Mit dem Herz auf der Zunge und der Schönheit im Ton liefern sie facettenreichen und klug arrangierten Folkpop ab, der sich nicht zu schade ist, grosse Bilder zu zeichnen. Vielleicht die letzte Gelegenheit, die Formation als «Geheimtipp» zu sehen, bevor sie weitere Herzen erobern.

Lola Marsh, Sonntag, 21. August, 17:15 Uhr, Steinberggasse

 

 

Persönlich und direkt

Ja, gleich nochmals ein Tipp für den Sonntag. Doch wir können auch nichts dafür, dass sich an diesem Tag offenbar besonders viele spannende Musikerinnen und Musiker in der Altsadt tummeln. Einer davon ist Karli: Der Plankton-Sänger Reto Karli schafft auf seinem Debüt-Solo-Album mit klugen Texten den schmalen Grat zwischen Intimität und Gefühlsduselei. Eine sehr hörenswerte Reise in Alltags-Geschichten, persönliche Erfahrungswelten und melancholische Traum-Melodien.

Karli, Sonntag 21. August, 16 Uhr Steinberggasse

 

Grosses Kino

Die Musikfestwochen sind aus dem Häuschen, dass sie Local Natives auf die Musikfestbühne locken konnten. Wir sind es auch. Unter anderem schon mit Grössen wie Arcade Fire unterwegs, sind sie hier eher unbekannt. Zu Unrecht: Der Indie-Rock des kalifornischen Quintetts ist grosses Kino.

Local Natives, Montag 22. August, 20:15 Uhr Steinberggasse

 

 

Frech und furios

Wer gerade nicht in Stimmung ist für die Local Natives, der kann einfach rüber zum Kirchplatz zu Tomazobi. Wer schon mal an einem Konzert von Tomazobi war der weiss, warum sie hier stehen. Und wer noch nie an einem Konzert von Tomazobi war, der kann das nun nachholen. Manchmal darf man einfach Spass haben – und den hat man am besten mit diesen Berner Troubadouren.

Tomazobi, Montag 22. August, 20.30 Kirchplatz

 

Traumwelt zwischen Analog und Digital

In der Welt der Medizin wären Grandbrothers Chirurgen, in der Welt der Wissenschaft Tüftler. Die Materie ihres Eingriffs: Das Klavier mit offenem Herzen. Atemlos bestaunt man die Operation; betrachtet, wie die Tasten anschlagen, die Finger die Klaviatur streicheln, wie die Flügel vibrieren ob der kleinen Hämmerchen, die da ihnen zusätzlich elektromagnetische Impulse versetzen. Die Düsseldorfer Musiker Erol Sarp und Lukas Vogel manipulieren das Klavierspiel mit elekronischen Tüfteleien und und schaffen mit wunderschönen Kompositionen ein Traumwelt zwischen Analog und Digital, welche dich bannt. Schlicht der spannendste Act der Winterthurer Musikfestwochen.

Grandbrothers, Mittwoch 24.8, 20.30 Kirchplatz

 

Am Nerv der Zeit

Post-Post-Punk: So heisst das Musikgenre der Stunde. Bands wie Isolation Berlin und auch Die Nerven treffen mit ihren deutschen Texten den Nerv der Zeit. Und letztere kommen nun in die Steinberggasse. «Das ist immer noch dein Leben, auch wenn du selbst nichts mehr entscheidest», singen Die Nerven auf ihrem zweiten Album «Fun». Oder: «Wenn du Fehler machst, rettest du dich selbst.» Kopf der Band ist der erst 23-jährige Max Rieger, einer der kreativsten Köpfe der Stadt Stuttgart. 2010 hat er Die Nerven gegründet, die sich dem Grundgedanken von Punk verpflichtet haben: Einfach mal machen, ganz entspannt und befreit. Und das hört man auch den Songs von ihrem dritten Album «Out», das im letzten Herbst erschien an. Zusammen mit Lyvten und Agent Fresco gibt das ein Abend voller verheissungsvoller Post-Punk-Bands. Für Fans von guter, lärmender Musik ein Muss.

Die Nerven, Donnerstag 25. August, 20:00 Steinbergasse

 

  

Veträumt und schwermütig

Daughter bringt als einer der Hauptacts neben Tom Odell am Samstag die Melancholie auf die Gasse. Mit persönlichen Texte und der gefühlvolle Stimme von Elena Tonra schafft es die Band, eine ganz spezielle Intimität aufzubauen. Mit dem sogenannten «Indie-Folk» ihres Debüt-Albums, mit dem das Trio aus London einen Hype um sich ausgelöst hat, hat das alles übrigens nicht mehr viel zu tun. Daughter stehen mittlerweile eher in der Tradition von Londoner Künstlern wie James Blake oder The XX und machen elektronischen Schwermut.

Daughter, Samstag 27. August, 20:15 Steinberggasse

 

Das ganze Programm der Musikfestwochen findet ihr hier.

 

 

 

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