Februar 2016. Angekündigt hat die Terresta AG die Sanierung sämtlicher Immobilien, die Bruno Stefanini gehören, schon lange: Die Häuser in der Steinberggasse sollen in ein bis zwei Jahren umgebaut werden, gefolgt von der Neustadtgasse und der Obergasse, wo die Bewohnerinnen und Bewohner aber frühestens in 10 Jahren mit Renovationen rechnen müssen.
Sein paar Tagen sind bei der Steinberggasse 8, die im September 2015 für kurze Zeit besetzt und dann von der Polizei geräumt wurde, Umbauarbeiten zu beobachten. Die ersten Anzeichen, dass die Terresta AG ihr Vorhaben nun auch tatsächlich umsetzt? Denn bisher blieb es bei den Ankündigungen. Von den Bewohnerinnen und Bewohnern in der Altstadt kann niemand genauere Angaben machen, wann es mit der Sanierung so weit sei.
Gerüchte, dass es auch in der «Gisi», wie das seit 1997 besetzte Haus am Rande der Altstadt genannt wird, Sanierungsarbeiten geben wird, bestätigt nun eine Mitteilung auf indymedia.org. Dort steht: «Mittlerweile wurde bekannt, dass auch für die Liegenschaft an der General-Guisan-Strasse 31 am Rande der Altstadt konkrete Baupläne zur Sanierung existieren und jederzeit mit einer Räumungsankündigung gerechnet werden muss.» Wann die Räumung Tatsache wird, ist daraus nicht abzuleiten.
Ein Ort, der das Leben in der Kulturstadt bereichert
Die «Gisi» ist das älteste besetzte Haus der Stadt und seit bald 20 Jahren ein Ort für alternative und subversive Kultur. Im Keller finden jährlich um die dreissig Non-Profit- oder Soli-Konzerte statt, mit jungen wie alten Bands aus Winterthur und der gesamten Welt. Die «Gisi» bietet aber auch Raum für eine kollektive und selbstverwaltete Lebensweise ganz nach dem Do-It-Yourself-Prinzip. Sie ist ein Treffpunkt, an dem über radikale linke Politik diskutiert, Gesellschaftskritik geübt sowie die herrschenden und unterdrückenden Verhältnisse des Staatsapparates in Frage gestellt werden können.
Die Räumungsandrohung wird in der Mitteilung auf indymedia.org so erklärt: «Wer nicht ins Hochglanz-Stadtbild der Marketingbüros passt stört und muss weg.» und «Ein Versuch diesen Raum zu nehmen und der gängigen Markt- und Gesellschaftslogik zu unterwerfen wäre zum jetzigen Zeitpunkt nicht zufällig, da die Gisi der Stadtverwaltung schon lange ein Dorn im Auge ist und mit einem Umbau die Rendite des Hauses auf ein Vielfaches gesteigert werden könnte.»
Dass mit den Sanierungsvorhaben der Terresta AG das Wohnen in der Winterthurer Altstadt bald teurer werden könnte, ist ein wahrscheinliches Szenario: In den Stefanini-Wohnungen wohnen viele zu geringen Mieten. Livia Stalder geht in ihrer Reportage «Wohnen im Winter» in der Ausgabe Coucou §38 Februar 16 des Coucou dem Leben in diesen Wohnungen nach und zeigt auf, worauf die Bewohnerinnen und Bewohner von kaum isolierten Stefanini-Häuser verzichten, aber auch was sie dafür im Gegenzug erhalten.
Weiteres zur einer allfälligen Räumung der Gisi folgt, wenn es soweit sein sollte.