Auf ein Präventionsgespräch

mit Gianni Tiloca

Was ist die Funktion der Suchtpräventionsarbeit?

GT: Von Einzelpersonen und Familien über Institutionen wie Schulen, Betriebe, Vereine und Kirchen bis hin zu Clubs und Bars: In all diesen Zusammenhängen ist die Suchtprävention ein Thema. Abhängigkeit betrifft viele Leute in verschiedenen Formen. Wir bringen ihnen Kompetenzen bei, mit denen sie mit Substanzen und Verhaltensweisen vernünftig umgehen und auf sie reagieren können. Das machen wir von der Suchtprävention mit Weiterbildungsveranstaltungen, zum Beispiel an Schulen, mit Factsheets und Beratungen für Bezugspersonen und Betroffene. Bei den Beratungen sind es vorwiegend Bezugspersonen wie Eltern, die sich an uns wenden. 

Die Suchtpräventionsarbeit fokussiert sich auf junge Menschen – warum?

GT: Junge Menschen wachsen in einer Gesellschaft auf, in der Konsum grossgeschrieben wird. Die Jugend ist ein Spiegel der Gesellschaft und kommt bei ihrer Sozialisierung in Berührung sowohl mit verschiedenen Substanzen wie Tabak oder Alkohol als auch mit problematischen Verhaltensweisen, zum Beispiel übermässigem Gaming oder Shopping. Zudem werben viele Industrien bereits bei jungen Menschen. Es ist also zu kurz gegriffen, wenn Leute meinen, die heutige Jugend trinke und konsumiere zu viel. Prävention heisst früh eingreifen, beispielsweise mit Workshops, Projektwochen oder Kursen an Schulen, an denen Jugendliche aktiv mitmachen können.

Vor welchen Herausforderungen steht ihr zurzeit?

GT: Neben bekannten Themen wie Alkohol, Tabak und Cannabis ist vor circa 15 Jahren die übermässige Nutzung der digitalen Medien, darunter Social Media, ins Spiel gekommen. Eltern kommen zu uns, weil ihr Kind sich nur noch damit beschäftigt, am Handy mit Gleichaltrigen zu chatten. Auch Cannabis ist konstant ein Thema, denn Eltern sind hier unsicherer als bei Tabak und Alkohol, da sie bei diesen beiden Substanzen eher Selbsterfahrung mitbringen. Weitere Herausforderungen sind der Medikamentenmissbrauch, der Konsum von nicht verschriebenen Medikamenten.

Welche Ziele hat die Suchtprävention Winterthur für die nächsten Jahre definiert?

GT: Schon in der letzten Ausgabe unseres Suchtpolitik-Papiers, welches alle vier Jahre erscheint, hatten wir die digitale Welt als Fokus definiert und diesen behalten wir auch bei. Auch möchten wir schwer erreichbare Zielgruppen besser erreichen. Nämlich Menschen, die unsere Hilfe benötigen, aber sozial ausgegrenzt sind, die Schule oder Lehre abgebrochen haben. Neben Schule und Ausbildung ist uns deshalb auch eine breite Zusammenarbeit mit anderen Institutionen wichtig, zum Beispiel mit der Strassensozialarbeit Subita in Winterthur.