Organisch

Organisch

Theo Spinnler gewann mit dem Projekt «Sedimentation» den «Kunst am Bau»-Ideenwettbewerb anlässlich des Neubaus der Schulanlage Wyden von 2009 bis 2011.

Bei dem Projekt handelt es sich um eine grossflächige Struktur in rötlich-braunen Farbtönen, welche wellenförmig über die Fassade des Turnhallen- und Singsaaltrakts verläuft. Spinnler übertrug die von Hand gezeichnete Struktur in ein computergeneriertes Punktraster, wobei die Punkte nur von nahem erkenntlich sind. Das Muster und die Namensgebung beruhen auf den Strukturbildern von Sedimentationen, welche auf den Ursprung des Baugrunds in Wülflingen Bezug nehmen. Spinnler erklärt allerdings, dass es für die Fassade diverse Interpretationsansätze gebe.

Der Winterthurer Künstler bezeichnet die gezeichnete Struktur als organisch, was als «belebt» und «zur lebenden Natur gehörend» definiert wird. Diese Belebtheit steht in Verbindung mit dem, was in den Räumlichkeiten gemacht wird: Musik und Sport. In der Turnhalle rennen die Schüler*innen um die Wette, springen Seil und werfen Bälle. Im Singsaal hingegen singen sie Lieder, tanzen zu Musik und spielen Instrumente. Die Bewegung betrifft jedoch nicht nur den Körper, sondern auch die Gefühle: Sport und Musik bewegen emotional – sie stimmen glücklich, entspannen, wühlen auf oder lösen Wut aus.

Während «Sedimentation» aus der Ferne aufgrund der schwungvollen und scheinbar spontan entstandenen Form als Graffiti wahrgenommen werden kann, erinnert mich das Kunstwerk an die organische Struktur unter unserer Haut; an verwobene Adern, die das Blut durch unsere Körper transportieren. Als wäre die organische Belebtheit nicht nur in den Räumen anzutreffen, sondern auch direkt in der Fassade festgehalten. Auch dies passt zu den Räumen dahinter: Sport und Musik lassen durch intensive Bewegung oder Gefühle das Herz schneller schlagen und pumpen das Blut stärker durch die Blutgefässe oder sie senken den Puls, beispielsweise mit Yoga oder beruhigender Musik. Nichtsdestotrotz sind die Blutgefässe stets am Arbeiten und tragen ständig zum Funktionieren unserer Körper bei. Die organische Struktur ist in diesem Interpretationsansatz tatsächlich an ein Organ gebunden. Und was siehst du in der Fassade? 

Chelsea Angel Neuweiler studiert Kunstgeschichte und Germanistik an der Universität Zürich.

Jonas Reolon ist Fotograf und Kameramann aus Winterthur.

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